The Eternals

Ein Vorwort

Marvel versucht sich in der vierten Phase noch zu finden und startete eine Phase mit einer Mischung aus bekannten Held*innen und ganz neuen Projekten. Nach Black Widow und vor dem dritten Spider-Man durfte nach Shang-Chi uns nun die Eternals ihren ersten Auftritt im MCU (=Marvel Cinematic Universe) machen. Wie das funktioniert, erfahrt ihr in meinem heutigen Beitrag.

Was bisher geschah

Für Eternals muss kein Marvel Film vorab zwingend zum Verständnis gesehen werden. Grundsätzlich ist es sinnvoll für ein paar Anspielungen die Handlung aus Avengers Infinity War und Avengers Endgame zu kennen. Der Film funktioniert aber auch das Vorwissen.

Die Handlung

5000 v. Chr. werden zehn Eternals zur Erde geschickt. Sie sollen sie dort vor den sogenannten Deviants schützen, dürften sich aber nicht in die Menschheitsgeschichte einmischen. Das führt ab einem gewissen Punkt zu Spannungen im Team und sie trennen sich. In der Gegenwart werden Sersi (Gemma Chan) und Sprite (Lia McHugh) von einem Deviant angegriffen, die sie für ausgestorben hielten. Ikaris (Richard Madden) kommt ihnen zur Hilfe. Zusammen ziehen sie los, um das Team wiederzuvereinen und die Emergenz bevorsteht.

Meine Meinung

Das nach Endgame neue Wege im MCU beschritten werden mussten, stand fest. Mit den Serien Loki und What If wurde dann auch festgelegt, dass es wohl in die Richtung der Multiversen geht. Hierfür benötigte man aber neue Teilnehmer*innen, da viele der ursprünglichen Avengers ausgestiegen sind. Da boten sich die Eternals regelrecht an. Dennoch hat der Film einige Schwachstellen und es bleibt fraglich, wie sie in zukünftige Projekte eingebunden werden sollen. Doch von vorne
Während bei Star Wars der am Anfang durchrollende Text mit Erklärungen einfach Kult ist und irgendwie auch noch zu den neuen Filmen dazugehört, so wirkt dies doch in einer Großproduktion wie bei Marvel irgendwie ideenlos. Zumal es darum ging drei grundsätzliche Begrifflichkeiten zu klären, die man im darauffolgenden sowieso noch einmal bildlich erklärt bekommt. Das ist jetzt zwar nichts gravierendes, steht aber symbolisch für vieles im Film.
Die Einführung der Charaktere im Zusammenhang mit mehreren geschichtlichen Ereignissen funktioniert gut und verdeutlicht, wieso sie so lange auf der Erde lebten, ohne in die bisherigen Ereignisse eingegriffen zu haben. Die folgende Handlung wird in der Gegenwart mit mehreren Rückblenden erzählt. Dadurch verzögert sich das sowieso schon lange zusammenraufen der Gruppe und man wird immer wieder aus dem Fluss gerissen. Dabei sind die Rückblenden mitunter spannender als die eigentliche Geschichte. Das Problem ist hier auch, dass es zehn neue Charaktere mit unterschiedlichen Fähigkeiten sind, die alle irgendwie vorgestellt werden wollen. Das klappt nur bedingt und so denkt man ab einbem gewissen Punkt, dass die Gruppe wieder vollständig ist und doch fehlt immer noch jemand.
Und sobald alle wieder versammelt sind, kommt der – eigentlich überhaupt nicht – unerwartete Plottwist. Ab hier wird es eine altbekannte Weltrettungsmission, in der natürlich alle über sich hinauswachsen. Ergo: Der Film traut sich handlungstechnisch nichts, sondern reproduziert alte Erzählstrukturen.
Dennoch funktioniert der Film. Das liegt wohl daran, dass die Charaktere durch ihre Vielfältigkeit punkten können. Auch wenn einige zu kurz kommen oder gar blass bleiben, macht es die Mischung. Und auch, wenn sich die Handlung mitunter zieht und einiges unfreiwillig vorhersehbar ist, wird es nie langweilig.
Am enttäuschendsten ist wohl das Ende. Denn mit einer Lauflänge von 157 Minuten wurde sich gut Zeit gelassen, um die Eternals vorzustellen. Nur, dass sie am Ende so positioniert werden, dass sie vermutlich in den kommenden Filmen keine Relevanz haben werden. Das ist schade, denn von einigen Charakteren möchte ich unbedingt mehr sehen.

Das Fazit

The Eternals wirken etwas lieblos ins MCU eingeführt. Trotz einiger spannenden Sequenzen und Handlungsstränge kann die Haupthandlung nicht überzeugen. Neben einigen tollen Charakteren gibt es zu viele blasse und das Ende katapultiert sie ähnlich wie Captain Marvel in die Bedeutungslosigkeit. Dafür gibt es 06 von 10 möglichen Punkten.

The Eternals läuft seit dem 03.11.2021 in den deutschen Kinos.

PS: Wie für Marvel üblich gibt es sowohl eine Midcredit, wie auch eine Postcreditscene. Also sitzenbleiben bis zum Schluss 😉

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Nomadland

Ein Vorwort

Womit verbindet ihr den Begriff „Nomaden“? Für mich ist das ein sehr alter Begriff und ich denke sofort an den Geschichtsunterricht. Das es auch in der heutigen Zeit noch Nomaden gibt, wusste ich nicht. Doch der diesjährige Oscargewinner zeigt einen genau dies und stellt eine fast vergessene Gruppe vor. Wie das in Filmform funktioniert, erfahrt ihr in meinem heutigen Beitrag.

Die Handlung

Die Nomadin Fern (Frances McDormand) reist durch die USA, nachdem in ihrer Heimat kein Job mehr zu finden war. Dabei nimmt sie überall Gelegenheitsjobs an und wohnt in ihrem Van. Dabei lernt sie allerhand Leute kennen.

Meine Meinung

Nomadland startet ganz unaufgeregt mit Fern, die ein paar Habseligkeiten in ihren alten Van hievt. Zu diesem Zeitpunkt weiß man noch nicht so richtig, wohin die Reise führt. Spoiler: Das weiß man auch am Ende noch nicht. Denn Nomadland erzählt eine halbfiktive Geschichte und orientiert sich dabei an Erfahrungen, die in der Buchvorlage, durch die Regisseurin Chloe Zhao und andere Nomaden gemacht wurden.
Genretechnisch ist der Film ebenfalls schwer einzuordnen. Zum einen ist es ein Roadtrip, da Fern durchs Land reist und dort auf allerhand Menschen trifft. Andererseits hat der Film durch die Stimmung und die gezeigten Bilder beinah etwas mediatives. Andererseits könnte man ihn auch als Dokumentation ohne übergeordneten Erzähler sehen. Also eine Dokumentation rein aus Ferns Sicht. Letztlich ist das Genre wohl irgendwo dazwischen zu suchen.
Die Grundstimmung des Films ist sehr ruhig und unaufgeregt. Man verfolgt Fern auf ihrer Reise, bei ihren Jobs, lernt mit ihr neue Leute kennen und lernt bei den Tricks für den Van dazu. So plätschert der Film über die halbe Spielzeit einfach nur dahin. Danach wird es noch einmal ein wenig persönlicher bzw. lernt man dann noch einmal deutlich mehr über Fern. Über die Familie und über ihre innere Zweifel und ihren Zwiespalt.
Denn genau diesen Zwiespalt beschreibt Nomadland praktisch in jeder Szene. Irgendwo treibt viele das Sozialsystem der USA – oder eher dessen Abwesenheit – ins Nomadenleben. Wenn die Rente nicht zum überleben reicht oder nicht einmal reicht, um eine Wohnung zu bezahlen. Andererseits ist es auch eine Chance auf eine Gemeinschaft, um sich aus der Einsamkeit zu ziehen. Gerade die jährlichen Treffen, wo sich alle austauschen können, bringt Leute zusammen. Sie können sich zeigen, wie sie ihre Vans aufgebessert haben und welche Jobs sie in der letzten Zeit hatten. So ist die grundsätzliche Gesellschaftskritik zwar da, aber es gibt auch immer die positiven Momente.
In sich ist der Film rund und geschlossen, auch wenn es wahrscheinlich noch viel zu erzählen gäbe. Gerade das Ende bleiben einen noch einmal nachträglich in Erinnerung, weil da noch einmal so viel Gefühl drin liegt und so viele Emotionen hochkommen.
Final bleibt die Frage, ob der Film ein würdiger Oscargewinner ist. Grundsätzlich kann ich sagen ja, weil der Film in sich rund ist und von Schauspiel – gerade von Frances McDormand –  über Kamera, gezeigte Bilder, Handlung, Musik und angesprochenen Themen alles bietet, was ein Oscarfilm braucht. Im Vergleich zu der ebenfalls nominiert gewesenen Konkurrenz, möchte ich noch kein Urteil fällen, weil mir immer noch ein paar fehlen und gerade von Promising Young Woman verspreche ich mir noch sehr viel.

Das Fazit

Nomadland ist ein fast meditativer Film, der sich vor allem in seine tolle Bilder versteht und die Handlung in einer Ruhe dahinplätschern lässt. Dennoch funktioniert das Konzept sehr gut. Dafür gibt es 07 von 10 möglichen Punkten.

Nomadland läuft seit dem 01.07.2021 in den deutschen Kinos