Eine Handvoll Serien – 2/23 – K-Drama Special

Herzlich Willkommen zur zweiten Handvoll Serien in diesem Jahr. Und dem ersten K-Drama Special in diesem Jahr! Heute mit: einer engagierten Anwältin, einer modernen Märchen-Adaption, einer Ärztin und einem Soldaten, Agenten aus dem Jenseits und dem Problem des Nicht-Lügen-Könnens.

Extraordinary Attorney Who

Die Handlung: Woo Young-woo (Park Eun-bin) hat ihre Anwaltsprüfung mit Auszeichnung bestanden, bekommt aber nirgends einen Job, da ihre autistische Spektrums-Störung alle Kanzleien abschreckt. Doch dann nimmt eine sie doch noch nachträglich auf und sie darf fortan das Team von Jung Myeong-seok (Kang Ki-young) unterstützen. Dabei fällt sie durch ihre kreative Herangehensweise auf, allerdings auch durch ihre Probleme im sozialen Kontakt. Dabei sind ihr nicht alle wohlgesonnen.

Meine Meinung: Abgesehen davon, dass Autismus ein breites Spektrum ist und unmöglich ganzflächig abzubilden, wird in diversen Serien wenn überhaupt autistische Charaktere auftauchen immer das Klischee der superintelligenten, aber sozial inkompetenten verwendet. Diese Befürchtung hatte ich zunächst auch bei diesem K-Drama, doch nach einigen positiven Stimmen, habe ich mich doch herangewagt. Selten habe ich eine so gut umgesetzte Darstellung des Spektrums bekommen. Natürlich brilliert Young-Woo hier durch ihr fotografisches Gedächtnis, doch es wird nur als eine Ausprägung dargestellt und sie wird nicht darauf reduziert. Sie darf mit Freund*innen, aber auch mit Fremden interagieren. Dabei erklärt sie ihre Schwierigkeiten damit. Es wird aber auch immer wieder betont, dass es bei ihr so ausgeprägt ist, dass sie aber nicht die Vorlage für alle Autist*innen sein kann. Dass es auch ganz andere Ausprägungen geben kann, wird in einer Folge dargestellt, wo ein anderer Autist auftritt, dessen Spektrum ein ganz anderes ist. Generell können die Folgen mehr oder weniger in „Der Fall der Woche“ eingeteilt werden. Manchmal gibt es Doppelfolgen, und es gibt übergreifende Handlungen, aber die einzelnen Fälle sind in 1-2 Folgen gelöst. Das mag ich ja sehr gern an Serien und dadurch konnte man die Serie noch besser wegbingen, weil es immer wieder neues zu entdecken gab, ohne, dass ein Fall eine ganze Staffel einnimmt. Insgesamt ein zuckersüßes Drama, dass ich sehr gern gesehen habe.

Cinderella and the four knights

Die Handlung: Eun Ha-won (Park So-dam) arbeitet neben der Schule in unzähligen Nebenjobs, um sich das Geld für ihr Studium zu finanzieren. Nach dem Tod ihrer Mutter ist der Vater oft abwesend und ihre Stiefmutter und –schwester machen ihr das Leben schwer. Durch Zufall trifft sie den reichen Erben Kang Hyeon-min (Ahn Jae-hyun), der sie als Date mit auf die Hochzeit seines Großvaters nimmt. Dieser ist CEO einer einflussreichen Firma und versucht verzweifelt nach dem Tod seiner drei Söhne seine Enkel zu einer Familie zu machen. Doch diese wehren sich dagegen, da sie in sehr unterschiedlichen Welten leben. Daher bringt CEO Kang Ha-won dazu, im Haus der drei Enkel zu leben und diese dazu zu bringen, Zeit miteinander zu verbringen. Dabei gibt es eine wichtige Bedingung: Sie darf sich in keinen seiner Enkel verlieben.

Meine Meinung: Als mir meine beste Freundin dieses Drama vorschlug war ich skeptisch. Das Cinderella Thema war mir zu ausgelutscht, gleich drei hübsche Erben, die die Protagonistin umschwärmen, war mir zu platt und auch ansonsten reizte es mich nicht wirklich. Nach der ersten Folge, die wirklich absoluter cringe war, hätte ich wohl von alleine nicht weitergeguckt. Doch ich vertraute meiner beste Freundin und bekam eine Geschichte, die sich nach wenigen Folgen zu einer wirklich süßen und vor allem sehr witzigen Romanze entwickelte. Mehr als einmal ertappte ich mich dabei den Fernseher abzumaulen, weil die Charaktere wieder nicht so reagiert haben, wie ich es gerne hätte, aber das gehört dazu. Aus dem Cinderella-Thema wurde schnell ein „Aufwachsen in zwei verschiedenen Welten“, was hier gut umgesetzt war. Ich hatte viel Spaß beim Sehen und habe viel gelacht. Die ein oder andere Wendung war dann vielleicht doch etwas viel, aber da K-Dramen oft auf ihre 16 Folgen kommen, habe ich das schon häufiger beobachtet und irgendwie macht es auch das Genre aus. Es gab auf jeden Fall viel Herzschmerz, aber trotzdem in einer guten Dosis. Ein lockeres Drama, das sich gut wegbingen lässt.

Descendants of the sun

Die Handlung: Captain Yoo Si-Jin (Song Joong-Ki) und Master Sergeant Seo Dae-Yeong (Jin Goo) gehören bei der koreanischen Armee zu einer speziell ausgebildeten Sondereinheit für besonders schwierige Einsätze. Alles ist gut, bis Si-Jin durch einen Zufall auf die Ärztin Dr. Kang Mo-Yeon (Song Hye-Kyo) trifft und sich verliebt. Doch durch seinen Job scheitert eine Beziehung. Ein paar Monate später treffen sie sich unfreiwillig in Uruk wieder, wo die koreanische Armee zur Stabilisierung beitragen soll. Und das Kribbeln zwischen ihnen beiden kehrt zurück.

Meine Meinung: Kriegsdramen sind ja grundsätzlich etwas schwieriger, aber ich beschloss mich davon nicht abschrecken zu lassen und gab dem mehrfach empfohlenen Drama eine Chance. Und zunächst kam ich auch gut rein. Ich war gespannt, wie sie es aufbauen wollten und tatsächlich brauchte die Geschichte ein wenig, um in Gang zu kommen. Doch sobald alle in Uruk versammelt sind, überschlagen sich die Ereignisse. Und genau das ist das Problem, dass ich mit der Serie hatte. Denn Drama wurde hier sehr ernst genommen. So reichte es nicht in ein instabiles Land zu reisen und dort eine Hintergrundgeschichte mit illegalem Waffenhandel zu starten, es gab innerhalb weniger Folgen noch ein großes Erdbeben, Epidemie, Menschenhandel, die Charaktere strandeten im Minenfeld, unsere Protagonistin stürzte nicht nur einmal mit dem Auto von einer Klippe und noch so vieles mehr. Es war einfach zu viel. Es war irgendwann nicht mehr dramatisch, dass etwas passierte, sondern es gab nur noch ein genervtes Augenrollen, wenn dem ganzen noch eine Schippe draufgesetzt werden musste. Dabei bietet das Drama unter der Prämisse der Soldatengeschichte eine süße Romanze und auch die Nebencharaktere bekommen gut Platz eingeräumt. Das Finale musste dann dem ganzen noch einmal eine Schippe drauf setzen und war dann der Teil, wo ich komplett ausstieg.

Tomorrow

Die Handlung: Choi Jun-woong (Kim Rowoon)hat einen Unfall, während er versucht einen Suizid zu verhindern, und fällt ins Koma. Dabei wurde er von zwei Sensenmenschen beobachtet. Er bekommt ein verlockendes Angebot. Er muss sechs Monate ebenfalls als Sensenmann arbeiten und darf dann in sein Leben zurückkehren. Dabei kommt er in die Abteilung zur Verhinderung von Suiziden. Und dabei kommt das kleine Team immer wieder an ihre Grenzen.

Meine Meinung: Absolute Triggerwarnung hier gleich vorweg. In jeder Folge wird sich mit dem Thema Suizid, Beweggründe, Versuche, etc. auseinander gesetzt. Dazu zählen auch vorbereitende Themen, wie Mobbing, Totgeburt, etc. Die Serie ist also definitiv nichts für schwache Nerven. Was sie aber ohne Zweifel hinbekommt ist ein respektvoller Umgang mit dem Thema und erzählt die Geschichten, ohne zu verurteilen. Und sie versucht Auswege zu finden, ohne die Probleme der Betroffenen klein zu reden. Die einzelnen Episoden sind ein wenig nach dem Fall der Woche aufgebaut, haben aber eine übergeordenete Handlung im Hintergrund, die gerade gegen Ende an Bedeutung zu nimmt. Dadurch fiel es aber auch wesentlich leichter nach den einzelnen Episoden eine Pause zu machen und die brauchte ich danach auch. Denn so gut die Serie gemacht ist, mit tollen Charakteren, an passenden Stellen wird durch ein paar Witze die Stimmung aufgelockert, so schwer ist doch die Thematik. Dabei ist es wichtig, dass wir uns dem Thema nähern und dieses so gut aufgearbeitet bekommen.

Pinocchio

Die Handlung: Choi Dal-po (Lee Jong-Suk) hat eine große Abneigung gegen Journalisten seit eine seine Familie zerstörte. Seine Adoptivschwester Choi In-ha (Park Shin-Hye) hingegen versucht trotz ihres Pinocchio-Syndroms, durch das sie nicht lügen kann, Journalistin zu werden. Da er sie nicht davon abhalten kann, versucht er ihr zu helfen und wird dadurch in dem Job angenommen, den er nie wollte. 

Meine Meinung: Ein absolutes Highlight K-Drama! Die erste Folge ist zwar etwas wirr, weil wir mehrfach Zeitsprünge machen, aber damit werden dann auch die Weichen gestellt und die wichtigsten Informationen für den Kontext gedroppt. Danach wird die Geschichte wesentlich geordneter erzählt und nur mit erklärenden Rückblenden ergänzt. Obwohl das Drama ungewöhnliche 20 Folgen hat, so hat doch jede ihre Daseins Berechtigung. Die Handlung bietet genug Ansatzpunkte, um von vorne bis hinten spannend zu bleiben. Teilweise fiel es mir sehr schwer auszuschalten und es wurde fortlaufend immer schwieriger verantwortungsvoll zu sein und schlafen zu gehen, statt weiterzubingen. Die Charaktere sind unglaublich toll aufgearbeitet und bekommen alle ihre verschiedenen Facetten und auch wenn es zwischendurch doch ganz schön viele Figuren und Namen waren, wird die Übersicht gewahrt. Mit Journalismus-Ethik und dem Pinocchio-Syndrom werden gleich zwei schwierige Themen behandelt, doch die Serie schafft es die Balance zu finden und beide Themen gut aufzuarbeiten. Dabei kommen verschiedene Positionen zu Wort und Meinungen können sich dabei auch ändern. Auch für die Herzschmerz-Front wurde gut gesorgt, aber in einem guten Maß zu den anderen Themen. Lee Jong-Suk kannte ich bereits aus W und Romance is a bonus book, hier gefiel er mir in seiner Rolle noch einmal besser, da er den Zwiespalt seiner Rolle sehr überzeugend rübergebracht hat. Auf jeden Fall eine große Sehempfehlung!

Habt ihr ein Drama davon gesehen? Wie hat es euch gefallen? Und was sind eure Dramen-Empfehlungen?

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Disney+ Original: Pinocchio

Ein Vorwort

Nachdem uns Disney 2019 gleich mit 5 Realverfilmungen und Sequels dieser bombardierte, wurde es durch die Pandemie ein wenig ruhiger. Nach Susi und Strolch war nun Pinocchio der zweite Film, der direkt für die hauseigene Streamingplattform entwickelt wurde (Mulan wurde wegen der Pandemie nicht im Kino veröffentlicht). Das dafür Namen wie Robert Zemeckis auf dem Regiestuhl und Tom Hanks vor der Kamera verpflichtet wurden, überrascht dabei. Warum die Neuverfilmung wieder einmal absolut überflüssig ist, erfahrt ihr in meinem heutigen Beitrag.

Die Handlung

Geppetto (Tom Hanks) ist ein Handwerker und Uhrmacher in einem kleinen italienischen Städtchen. Eines Abends wünscht er sich etwas vom Abendstern. Daraufhin erscheint die blaue Fee (Cynthia Erivo) und erweckt die frisch fertig gestellte Holzpuppe Pinocchio. Um ein richtiger Junge zu werden, muss er beweisen, dass er Recht von Unrecht unterscheiden kann. Dafür bekommt er die Grille Jiminy (Joseph Gordon-Levitt) an die Seite gestellt.

Meine Meinung

1940 kam der zweite abendfüllende Film aus dem Hause Disney raus und verfilmte die Geschichte von Carlo Collodi. In 83 Minuten wurde die gesamte Geschichte erzählt und mit dem ein oder anderen Ohrwurm untermalt.
Nun wurde eine Neuverfilmung mit einer Lauflänge von 105 Minuten. 20 Minuten mehr scheint auf den ersten Blick nicht sonderlich viel mehr, zumal der Film ja auch die Chance hatte vom ursprünglichen Drehbuch abzuweichen und eine ganz andere Geschichte zu erzählen. Tut er nur leider nicht. Stattdessen durchlaufen wir die bekannten Stationen nur alles eben schon bekannt und mit weniger Liebe und Herzlichkeit bei den Charakteren.
Bis auf wenige Szenen orientiert sich die Neuverfilmung an Setting, Handlung, Charakteren und Dialogen an die  Version von 1940. Damit reiht sich Pinocchio in die Reihe der Filme, wie König der Löwen oder auch Die Schöne und das Biest, ein, deren Neuverfilmung wenig bis kein Mehrwert bieten. Nicht einmal die Animationen sehen hier besonders aus, womit König der Löwen noch versuchte zu punkten.
Stattdessen wirkt allen voran Jiminy Grille so, als ob man sich nicht entscheiden konnte, ob man wieder eine Zeichentrickversion oder eine realistischere Version machen wollte und so trifft es keins von beidem und sieht nur merkwürdig aus. Pinocchio selbst könnte dem Zeichentrick entsprungen sein, nur mit noch weniger Emotionen. Schauspielerisch setzt Disney auf Namen, wie Tom Hanks, Luke Evans oder auch ein Joseph Gordon-Levitt, der Jiminy die Stimme verleiht. Doch alle wirken merkwürdig fehl am Platz, gerade Tom Hanks scheint überfordert, wenn er mit den animierten Charakteren interagieren soll.
Wirklich schöne Einfälle, wie die Einführung von Fabiana und ihre Marionette, kommen viel zu kurz und wirken damit künstlich dazugeschrieben, obwohl der Handlungsstrang ausgebaut und dafür andere gekürzt oder weggelassen, den Film vielleicht besser gemacht hätte.
Letztlich fehlt dem Film aber vor allem eins: Leben. Es wird keinerlei Verbindung zu den Charakteren aufgebaut. Alles wirkt nur sturr nach Strichliste abgearbeitet. Dadurch zieht sich der Film auch ziemlich und ist gar einfach langweilig. Und das ist dann selbst für eine Streamingveröffentlichung einfach zu wenig. Die nächsten Verfilmungen dürfen dann also gern wieder was neues bieten. Das dies funktioniert haben Maleficent, Cruella oder auch Alice im Wunderland bewiesen.

Das Fazit

Pinocchio reiht sich leider in die Reihe der überflüssigen Neuverfilmungen ein. Altes Material in neuem Gewand, aber ohne Nähe und sehr leblos. Ein Robert Zemeckis und Tom Hanks wirken hier sehr verschwendet. Dafür gibt es 03 von 10 möglichen Punkten.

Pinocchio ist seit dem 08.09.2022 auf Disney+ verfügbar