Ich habe hin- und her überlegt, ob ich den Titel so lassen soll, liegt doch die Befürchtung nahe, dass es mit dem gleichnamigen Film verwechselt wird. Aber es fasst die Dilogie von Christian Handel am besten zusammen. Denn um genau die geht es heute, nachdem schon Band 1 sich zu einem potentiellen Jahreshighlight gemausert hat und ich Band 2 jetzt ebenso verschlungen habe.
Becoming Elektra
Die Handlung: Isabell und ihre Schwester Kelsi leben in einem Internat abgeschottet von der Welt. Denn sie sind die Klone von Elektra Hamilton, Tochter des Begründers des Klonprogramms, und nur dafür da als Organspenderinnen zu dienen, sollte Elektra etwas benötigen. Als Isabell zur Direktorin gerufen wird, rechnet sie nicht damit, Elektras Leben komplett übernehmen zu sollen. Doch Elektra ist tot und ihre Familie braucht ihren Klon, damit sie Philip von Halmen heiratet, der ein wichtiges Bündnis mit seiner Familie mit sich bringt.
Meine Meinung: Zunächst war ich bei der Geschichte noch etwas skeptisch, hab mir das Buch aber zugelegt, da mir Rowan & Ash im letzten Jahr so gut gefallen hat. Christian Handels Schreibstil zog mich schnell in seinen Bann und mit Isabell wurde eine gute Protagonistin gefunden. Man leidet von Anfang an mit ihr mit. Innerhalb kürzester Zeit erfährt man, wie die Zukunft mit dem Klonprogramm gestaltet ist und findet sich gut in der Welt wieder. Sobald Isabell Elektras Platz einnimmt, scheint die Geschichte ein bisschen zu stocken, doch gibt es immer wieder neue Wendungen und Aspekte, dass die Handlung konsequent voran getrieben wird und auf das Finale hinsteuert. Die Auflösung des ganzen überrascht einen völlig, hat man doch viele Verdächtige zwischendurch gehabt. Doch damit habe ich zumindest nicht gerechnet. Das sich Becoming Elektra ziemlich schnell zu einem potentiellen Jahreshighlight gemausert hat, liegt neben dem tollen Schreibstil, vorallem auch an den Charakteren. Hier sind es neben Isabelle auch einige Nebencharaktere, die einem schnell ans Herz wachsen und die Geschichte zu etwas ganz besonderem machen.
Der zweite Band basiert auf Epilog II des ersten Bandes. Man könnte ihn also als Spoiler zu Band 1 bezeichnen. Weiterlesen auf eigene Verantwortung.
I am Elektra
Die Handlung: Elektra Hamiltons Körper ist tot, doch ihr Vater konnte ihre Bewusstsein retten. Im Sommerhaus der Hamiltons hat er es in den Körper des vermeintlich toten Klons Kelsie eingesetzt. Nun muss Elektra damit zurecht kommen, ihren Körper verloren zu haben, aber auch ihr Leben an den anderen Klon Isabell.
Meine Meinung: Eigentlich war Becoming Elektra ein Einzelband. Autor Christian Handel hat das auch immer wieder betont, auch wenn er sich mit Epilog zwei in Band 1 ein deutliches Hintertürchen offen gelassen hat. Auf genau das greift er nun in Band zwei zurück. Ich habe lange überlegt, ob ich den zweiten Band auch lesen sollte, oder ob er mir den ersten Teil kaputt machen könnte. Schließlich habe ich ihn doch gelesen und kann alle beruhigen: Christian Handel schafft es geschickt zunächst ein völlig neues Szenario zu schaffen, um dann den Bogen zurück zu Band eins zu schlagen. Gerade der Anfang könnte von der Handlung her etwas schleppend sein und sich ziehen, aber Herr Handel schafft es dies durch seinen wunderbaren Schreibstil auszugleichen und unglaublich gefühlvoll Elektra Hamiltons Zwiespalt darzustellen. Nach ca ein Drittel des Buches wird es auch schon wieder unglaublich spannend, was bis zum großen Finale nicht nachlässt. Hier fällt es schwer, dass Buch überhaupt noch zur Seite zu legen, da man unbedingt wissen will, wie es weitergeht. Nicht nur ein würdiger Nachfolger von Band 1, sondern ein ebenbürdiger Band, so dass die Reihe ingesamt gute Chancen auf ein Jahreshighlight hat.
Das Fazit
Becoming Elektra und die Fortsetzung I am Elektra sind zwei spannende und unglaublich gut geschriebene Bücher mit einem Setting in der nicht allzu entfernten Zukunft. Große Leseempfehlung an dieser Stelle!
Herzlich Willkommen zur zweiten Ausgabe der buchigen Handvoll in diesem Jahr. Heute mit: befreiter Atmung, einem Starbucksbecher, einer Adaption vom Schwanensee, Berlin in den 1920er Jahren und einer Märchenanthologie im Wasser.
Wie die Luft zum atmen
Die Handlung: Liz kehrt nach dem Tod ihres Mannes mit ihrer Tochter in ihr Haus zurück. Doch der Verlust ist noch immer sehr präsent. Dann taucht auch noch Tristan Cole als ihr neuer Nachbar auf, vor dem sie alle warnen. Doch Liz schafft es hinter seine Fassade zu blicken und erkennt, dass er den gleichen Schmerz erleidet, wie sie. Und auf einmal kann sie in seiner Nähe endlich wieder atmen.
Meine Meinung: Zuvor hatte ich schon vieles von Brittany C. Cherry gehört, aber noch nichts von ihr gelesen. Um diese Reihe bin ich schon länger herumgeschlichen, vor allem, weil mir die Titel gut gefallen haben, aber bisher hatte ich mich noch nicht überwunden. Nach dem Lesen weiß ich ehrlich gesagt auch noch nicht so recht, was ich vom Buch halten soll. Aber fangen wir mal ganz vorne an. Der Schreibstil der Autorin hat mir gut gefallen, er ist flüssig zu lesen und sie beschreibt die Gefühle der Protagonisten sehr gefühlvoll. Der Verlust geliebter Menschen ist mir bisher – zum Glück! – erspart geblieben und doch konnte ich mich durch die Beschreibungen sofort in die Trauerarbeit einfühlen. Die Liebesgeschichte konnte mich dann auch mitreißen und ich habe das Buch innerhalb weniger Tage verschlungen. Was mich dann aber doch ein wenig gestört hat, ist diese Stadt mit ihren kleinkarierten Bewohnern. Da wäre ich schon lange weggezogen. Aber was mich wirklich gestört hat, war die Auflösung des ganzen am Ende. Das war einfach viel zu überzogen und ging beinahe in den Psychothriller über. Das passte gar nicht mehr zu der sehr ruhigen und bedachten Geschichte über Trauer und eine neue Liebe. Das hätte man sich echt sparen können und ein schönes rundes Ende finden können. Aber nun gut. Ich werde wohl definitiv noch mehr von der Autorin lesen und hoffen, dass die nächsten Bände ein besseres Ende haben.
Ich bin Linus
Die Handlung: Linus Giese ist trans. Das dies in der aktuellen Gesellschaft noch immer nicht leicht ist, aber sein sollte, nimmt Linus uns hier mit auf seine ganz eigene Reise, um Vorteile abzubauen und den Weg ein Stück weit zu ebnen, für eine Gesellschaft in der trans sein, ganz normal ist.
Meine Meinung: Lest dieses Buch! Muss ich noch mehr sagen? Na gut: Als dieses Buch angekündigt wurde, stand für mich fest, dass ich es lesen wollte. Denn auch wenn ich mich sehr weltoffen fühle und mich aktiv für Rechte der LGTBQIA+ Community einsetze, merke ich auch bei mir noch gewisse Denkmuster. Um diese weiter abzubauen, bzw. umzudenken, hilft das Buch wahnsinnig, weil es einfach zum überdenken anregt. Zum Beispiel, dass wir bei Babys automatisch anhand der äußeren Geschlechtsmerkmale auf das Geschlecht tippen. Wichtig zu sagen, was er auch mehrfach erwähnt, ist, dass es sich nur um seine Meinung handelt und seine Erfahrungen und das diese nicht allgemeintauglich auf alle trans Menschen anwendbar sind. Aber immerhin ein Anfang, um einfach Barrieren abzubauen, die gar nicht da sein müssten. Dabei ist das Buch in sinnvolle Abschnitte gegliedert. Erfahrungen und Denkanstöße wechseln sich hier ab. Kurzum: Es lohnt sich das Buch zu lesen!
Schwanenfeuer
Die Handlung: Der junge Jäger Ayden wird vom König geschickt, ihm einen Vogel zu schießen. Doch das ist um diese Jahreszeit gar nicht so einfach. Umso erleichterter ist Ayden als er an einem See einen wunderschönen Schwan findet. Dieser ist jedoch kurz darauf verschwunden und er findet die verwundete Estelle. Schnell kommt er hinter ihr Geheimnis. Sie ist verflucht worden und am Tag ein Schwan und nur in der Nacht in ihrer menschlichen Gestalt. Lediglich ein Stück Papier mit einem Rätsel drauf, kann ihr helfen, den Fluch zu lösen. Ayden bietet seine Hilfe an und kurz darauf sind beide mitten im Abenteuer.
Meine Meinung: Auf Autorin Regina Meißner bin ich tatsächlich über Instragram gestoßen. Ihr Account fiel mir durch ihren süßen Grogu („Baby-Yoda“) auf. Mit Schwanenfeuer habe ich zum ersten Mal etwas von der Autorin gelesen, zumal mich die Idee, das Schwanensee Märchen zu adaptieren, sofort angesprochen hat. Gestrauchelt bin ich dann allerdings über ihren Erzählstil und auch ein wenig über ihren Schreibstil. Ich würde ihn jetzt nicht sofort als schlecht bezeichnen, aber er ist sehr gewöhnungsbedürftig. Woran das genau liegt, ist schwer festzumachen, mir war die Geschichte grundsätzlich ein wenig „zu einfach“ aufgebaut. Ayden findet Estelle und will ihr natürlich sofort helfen, egal, wie abweisend sie ist, und natürlich hat er sofort einen Ansatz auf ihr Rätsel. Die Abenteuer, die danach folgen sind dann teilweise wieder spannend, aber es war auch viel Füllmaterial dazwischen. Dennoch ist es Frau Meißner gelungen mich so sehr in die Geschichte hineinzuziehen, dass ich auf das Schicksal ihrer Schwestern – ebenfalls verflucht – gespannt bin und wohl noch mindestens ein weiteres Buch der Reihe lesen werde.
Der Tod ist ein Tänzer*
Die Handlung: Berlin 1926. Tristan Nowak erhält den Auftrag die Sängerin Josephine Baker bei ihren Auftritten in Berlin zu schützen, da es aufgrund ihrer Hautfarbe viele Anfeindungen gibt. Tristan ist davon wenig begeistert, versucht er doch noch immer die Nachwirkungen des Kriegs zu verdauen. Zeitgleich wird eine neue Gruppierung in Berlin laut, die mit einem Anschlag auf Josephine und ihre Revue das Land auf neuen Kurs bringen will. Schon bald ist Tristan mitten in einer Verschwörung und versucht diese zu verhindern.
Meine Meinung: Der Tod ist ein Tänzer ist der erste Teil der Schwarzen Venus Reihe rund um Josephine Baker. Mit knapp 500 Seiten ist es aber eindeutig zu lang, für die Geschichte, die erzählt wird. So kommt es permanent zu Wiederholungen, die Figuren drehen sich im Kreis und immer wenn man denkt, schlimmer geht es nicht mehr, holt Autorin Veronica Rusch von irgendwo noch einen Hammer her. Hier zeigt sich, dass manchmal eben weniger doch mehr ist. So fühlt sich die Geschichte völlig überladen an und zieht sich doch nur, weil die Spannung nicht richtig aufgebaut wird, weil halt permanent irgendwas passiert. Grundsätzlich bin ich auch einfach nicht die Zielgruppe des Buches. Die aufkommenden Nazibewegungen waren für mich schwer zu greifen. Hier kann man der Autorin allerdings keinen Vorwurf machen. Ihre Recherchearbeit hat sich ausführlich erledigt und schafft es die Stimmung der Zeit gut einzufangen und wiederzugeben. Ein paar weniger Charaktere, ein paar weniger überflüssige Handlungselemente und nach dem ersten großen Knall das Buch vielleicht einfach ausklingen lassen, hätte dem Ganzen durchaus gut getan. So wirkt es einfach nicht rund.
Von Flusshexen und Meerjungfrauen
Die Handlung: Eine Märchenanthologie rund um das Thema Wasser. Von Adaptionen der kleinen Meerjungfrau, über japanische Kappas, bis zu gewaltigen Wasserdrachen. Hier ist einfach alles vertreten.
Meine Meinung: Dies war meine erste Märchenanthologie aus dem Drachenmond-Verlag, aber bestimmt nicht meine letzte. Herausgeber Christian Handel versammelt einige mir bekannte Autoren, aber auch mir (noch) völlig unbekannte. Dabei hatte jeder seine ganz eigene Herangehensweise an das Thema Wasser. Wenn es hier etwas gab, dann Abwechslung. Und auch, wenn mir nicht jede Geschichte zugesagt hat, so waren es eben doch Kurzgeschichten, so dass man nie lange in einer Geschichte „festhing“. Auf jeden Fall ein guter Weg, um neue Autoren zu entdecken, und einfach Abwechslungsreich in verschiedene Märchen abzudriften. Die bisher erschienen Märchenanthologien dürfen bestimmt auch bald bei mir einziehen.
Habt ihr eins oder mehrere der Bücher gelesen? Wie fandet ihr sie?
*Der Tod ist ein Tänzer wurde mir von Jellybook im Zusammenarbeit mit dem Verlag im Rahmen einer Testleseaktion kostenfrei zu Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür! Ich kennzeichne diesen Beitrag daher als Werbung!
Herzlich Willkommen zu einer neuen Ausgabe eine Handvoll in der Buchedition. Da ich dieses Format sehr lieb gewonnen habe und es wahrscheinlich weiterhin nutzen werde, habe ich beschlossen das Format jetzt durchzuzählen, damit es einfach ein bisschen übersichtlicher wird. Wir sind also jetzt in Ausgabe 1 in 2021. Diesmal mit viel Ungesagtem, einem Bibliothekskater, Mord im Outback, zwei märchenhafte Dämonenjägerinnen und einer komplizierten Liebe
All das ungesagte zwischen uns – Colleen Hoover
Die Handlung: Morgan hat sich ihr Leben wohl anders vorgestellt, als mit 17 schwanger zu werden. Doch auch jetzt mit Anfang 30 ist Clara das beste, was ihr passieren konnte. Natürlich ist Erziehung nicht immer leicht. Bis ein Unfall ihr Leben komplett auf den Kopf stellt.
Meine Meinung: Ein neuer Colleen Hoover und natürlich habe ich ihn auch direkt nach Erscheinen gelesen – nur um jetzt festzustellen, dass ich gar nicht drüber geschrieben habe. Wenn man Mrs Hoovers Bücher von Anfang an verfolgt hat, merkt man, dass sie immer erwachsener werden. Auch wenn die Themen immer ernst waren, so sind sie es nun noch einmal auf einer ganz anderen Ebene. Da die Geschichte Mutter und Tochter verfolgt, hat man beide Blickwinkel auf die Geschiche und merkt schnell, was es mit dem Titel auf sich hat. Denn eine Menge hätte schnell geklärt werden können, wenn die beiden einfach miteinander gesprochen hätten. Dennoch sind die Beweggründe der Protagonisten, warum sie etwas nicht sagen, immer nachvollziehbar. Und auch, wenn sich die Geschichte mehr um die Folgen des Unfalls dreht, so ist doch auch wieder eine tolle Liebesgeschichte dabei. Einziger Kritikpunkt für mich ist, dass ich Clara zwischendurch sehr nervig fand. Wie sie mit ihrer Mutter umgeht, ist nicht allein mit „Teenager in Trauerphase“ erklärbar. Ansonsten wieder ein stark geschriebenes Buch, spannend, dramatisch, tolle Charaktere und immer wieder unvorhersehbare Wendungen. Es wird wohl nicht mein liebtes Buch von Colleen Hoover, aber es dürfte sich im oberen Mittelfeld einordnen.
Dewey & Ich – Vicki Myron
Die Handlung: Vicky Baron ist Bibliothekarin in Spencer, Iowa. Nach einer besonders kalten Nacht finden sie und ihre KollegInnen in der Klappe der Bücherrückgabe einen Kater. Halb erfroren, fast verhungert, klammert er sich gerade noch so ans Leben. Die Bibliothek und allen voran Vicky nehmen sich dem Kater an. Dewey kommt wieder auf die Beine und lebt fortan in der Bibliothek. Durch seine einmalige Art wird er weit über Iowa hinaus bekannt.
Meine Meinung: Ich habe Katzen und bin auch ansonsten ein Katzenfreund. Das ist auch meinen KollegInnen bekannt. Ende letzten Jahres bekam ich einen Anruf von einer Kollegin. Sie hätte da ein Buch über eine berühmte Katze gelesen und ob sie es mir mal in mein Fach legen sollte. Schulterzuckend stimmte ich zu, es könnte ja nicht schaden. Und so fand ich die Geschichte von Dewey und las mich in die Geschichte ein. Leider ist es eine Geschichte, die nur bedingt als ganzes Buch funktioniert. So sind die Abschnitte über Dewey selbst herzerwärmend, er war wirklich ein einmaliger Kater. Aber das Buch hat eben noch mehr Themen. Zum einen ist es Vicky Barons Leben, das von viel Leid geprägt ist. Die meiste Zeit war der Teil auch spannend, aber so richtig passte er eben nicht zur Leichtigkeit der Dewey-Geschichten. Weitaus unpassender fand ich jedoch die komplette Entwicklungsgeschichte der Stadt. Sie mal mit zu erwähnen, da sie ja auch Auswirkungen auf die Bibliothek hatte, ist ja vollkommen okay. Aber stellenweise artet es in eine lokale Geschichtsstunde aus, das war mir zu viel. Dadurch zieht sich das Buch aber leider auch zwischenzeitlich. Das Buch funktioniert, wenn man weiß, worauf man sich einlässt, aber eben nicht, wenn man glaubt, dass es rein um süße Katzengeschichten geht.
Outback – Chris Hammer
Die Handlung: Rivers End liegt mitten im australischen Outback. Vor einem Jahr erschoss der Pfarrer hier fünf Menschen. Noch immer kennt keiner die Gründe. Der Journalist Martin Scarsden wird in die Stadt geschickt um eine Reportage über das Trauma der Stadt zu schreiben. Doch schnell merkt er, dass es mehr als eine Wahrheit gibt. Und schon bald ist er selbst mittendrin.
Meine Meinung: Ich hab das Buch empfohlen bekommen von Caro von Inkunabel. Während sie gleich betonte, dass man das Buch am besten im Hochsommer lesen sollte, um die klirrende Hitze des Outbacks nachempfinden zu können, hab ich mich für das komplette Gegenteil entschieden. Draußen klirrende Kälte, eventuell sogar ein bisschen Schnee, dass ist für mich die beste Thrillerzeit. Dennoch denke ich, dass Caro im Endeffekt recht hatte. Outback trägt als Untertitel „Fünf tödliche Schüsse, eine unfassbare Tat, mehr als eine Wahrheit“, was das Buch ziemlich gut zusammenfasst. Grundsätzlich ist es auch eine spannende Geschichte und auf jeden Fall eine unerwartete Auflösung. Zwischendurch rennt man so vielen potentiellen Lösungen hinterher, dass es stets eine Menge Spekulationsmöglichkeiten gibt. Das Problem ist, dass für mich der Anfang einfach viel zu lange war. Irgendwo war es zwar notwendig, um alle Charaktere und Handlungsfäden aufzubauen, aber wirklich reingekommen bin ich erst auf Seite 400 von knapp 500. Atmosphärisch waren die Seiten davor absolut gut, aber es gab einfach zu viele Wiederholungen. Martin Scarsden läuft die immer gleiche Route ab, holt sich hier nen Kaffee, kauft da eine Flasche Wasser und all sowas. Ohne diese ganzen Füllungen, wäre das Buch halt schon wesentlich schlanker und angenehmer zu lesen.
Bat at love – Morgane Moncomble
Die Handlung: Azalée reist nach dem Tod ihrer Mutter wieder in ihre Heimat, um das Haus zu verkaufen. Doch sie hatte ihrer Heimat eigentlich aus gutem Grund den Rücken gekehrt, hatte sie doch zu viele schlechte Erinnerungen hinter sich gelassen. Und kaum ist sie zurück, prasselt alles wieder auf sie ein. Da hilft ihr auch Eden, der attraktive neue Nachbar, nicht.
Meine Meinung: Ein Buch, dass mit einer Triggerwarnung beginnt, die über eine ganze Seite geht, kann nur heftig werden. Und genau so ist es auch bei Bad at love. Denn die Triggerwarnung sollte man definitiv ernst nehmen. Das Buch nimmt kein Blatt vor den Mund. Man merkt schnell, wie stark die Protagonistin sein muss, wenn sie alles halbwegs gut wegsteckt. Doch genauso versteht man es, wenn sie strauchelt, wenn sie sich verschließt und warum sie schließlich fällt. Die Geschichte wird abwechselnd aus Azalées und Edens Sicht erzählt. Das ist sehr hilfreich, um auch seine Gedanken nachvollziehen zu können. Denn auch Eden hat sein Päckchen zu tragen und kämpft. Der Schreibstil ist sehr flüssig und das Buch lässt sich trotzt der harten Stellen gut lesen. Dennoch fehlt dem Buch das gewisse Etwas. Bis zum Ende bleibt eine Distanz zu den Figuren, man fühlt zwar mit ihnen, aber nicht so, wie bei vergleichbaren Büchern. Auch die Nebencharaktere sind zwar total cool, aber verkommen immer mehr zu reinen Stichwortgebern, was ich auch sehr schade fand. Am meisten gestört hat mich aber das Ende – Achtung, ab hier spoiler ich ein wenig! Es war einfach ein absolutes Bilderbuchende. Das passte nicht nur zu der zuvor erzählten Geschichte, es war auch zu einfach. Aufgemachte Konflikte wurden einfach mit wenigen Zeilen umgemodelt. Alles, was zuvor verflucht realistisch war – was nicht immer einfach war – wurde auf einmal viel zu vereinfach dargestellt. Ich habe nichts gegen Happy Ends, im Gegenteil, ich mag sie. Aber so wie es hier erzwungen wurde, passte es einfach nicht.
Rosen & Knochen – Christian Handel
Die Handlung: Rosalie und Muireann sind Dämenjägerinnen. Unter den Decknamen Schneeweißchen und Rosenrot ziehen sie umher und nehmen Aufträge an. Diesmal zieht es sie in den Wald zu einem Hexenhaus. Die Hexe soll getötet worden sein, doch noch immer spukt etwas in diesem Wald umher. Doch Rose und Muireann merken schnell, dass hier etwas ganz und gar nicht stimmt.
Meine Meinung: Schneeweißen und Rosenrot als Dämenjägerinnen? Ich war interessiert. Die beiden nicht als Schwestern, sondern als Liebespaar? Ich musste es lesen! Auf Christian Handel bin ich im letzten Jahr aufmerksam geworden, durch sein Buch Rowan&Ash und wusste, dass ich mehr von ihm lesen wollte. Rosen & Knochen ist nicht einfach nur eine Märchenadaption – neben Schneeweißchen und Rosenrot sind wir hier auf den Spuren von Hänsel und Gretel – sondern auch queere Fantasy! Und genau davon, gibt es einfach viel zu wenig. So verschlang ich diese Novelle – mit 157 Seiten ist das Buch sehr schlank – innerhalb kürzester Zeit. Denn sie hat einfach alles. Fantasy, tolle Charaktere – auch wenn ich mit Rose noch nicht so richtig warm geworden bin, dafür mochte ich Muireann umso mehr – Spannung, queere Liebe, Märchen und tolle Ideen. Hinzu kommt der wunderschöne Buchschnitt, hier hat sich der Drachenmond Verlag wieder was tolles ausgedacht. So ist jede Seite wunderschön und gleichzeitig spiegelt sich die düstere Grundstimmung darin wieder. Rosen & Knochen ist der Auftakt zur Hexenwaldchronik. Ich bin schon sehr auf den zweiten Teil gespannt, der ebenfalls bereits erschienen ist. Und für alle, die von Märchenadaptionen nicht genug kriegen, ist auch noch eine Kurzgeschichte enthalten.