Cinemathek: The Square

Ein Vorwort

Willkommen in der Cinemathek, heute mit: The Square.
Was hat The Square mit The Insult, Körper und Seele und Loveless gemeinsamen? Genau sie alle unterlagen Eine fantastische Frau aus Chile im Rennen um den besten fremdsprachigen Oscar 2018. The Square erhielt ebenfalls eine Nominierung als bester fremdsprachiger Film bei den Golden Globe Awards und gewann in Cannes die goldene Palme. Doch was kann der Film eigentlich, der die Kritiker begeisterte?

Die Handlung

Christian (Claes Bang), der Kurator eines schwedischen Kunstmuseums, wird auf der Straße Opfer eines Trickbetrugs. Da er aber sein gestohlenes Handy orten kann, stellt er alle Mieter unter Generalverdacht, um seine Sachen wiederzuerlangen. Gleichzeitig gibt es in seinem Museum ein neues Kunstprojekt namens the Square, welches es zu vermarkten gilt. Den Kopf voller privater Dinge, lässt Christian zu, dass das Marketingunternehmen freie Hand bekommt, um einen viralen Hit zu erzeugen.

Meine Meinung

The Square ist einer dieser Filme, die hochtrabend künstlerisch sein wollen und dabei vergessen ihre eigentliche Geschichte zu erzählen. So trieft der Film nur so vor Metaphern, die ihren belehrenden Zweck aber mit der Zeit verlieren, da eine Metapher noch nicht ganz fertig erzählt ist und schon die nächste anfängt.
Zunächst startet The Square ganz ambitioniert. Das neue Kunstprojekt wird aufgebaut und mit einer Inschrift versehen, die bei jedem Leser erst einmal Fragen aufwirft. Doch statt diese zu klären, baut der Film erst einmal eine ganz neue Handlung auf rund um den Kurator Christian. Dabei entgeht ihm wohl, dass er sein namensgebendes Kunstprojekt immer noch nicht erklärt hat. Erst viele Minuten später fällt ihm das wieder ein und es wird eine Szene mit Marketingexperten eingespielt, die The Square vermarkten sollen. Leider hält er sich auch in dieser Szene mit so vielen Kleinigkeiten und Nebenerzählungen auf, dass man am Ende noch genau so schlau wie vorher ist. Und so geht es leider immer weiter. Nach 2,5 Stunden, hat der Film eine Handlung gezeigt, die auch in 90 Minuten fertig erzählt wäre und dann immer noch genug Zeit hätte, um sich seinem eigentlichen Kunstprojekt zu widmen. Stattdessen wird der Film durch langgestreckte künstlerische Einlagen so sehr gezerrt, dass man zwischendurch die Handlung komplett vergisst und der ein oder andere Zuschauer mag auch weggenickt sein.
Darstelltechnisch mag es teilweise auch etwas plump rübergekommen sein, weil die deutsche Synchronisation nicht so recht zu passen schien. Da will ich mich nicht festlegen, ohne den Film mal im OmU gesehen zu haben, allerdings hat Hauptdarsteller Claes Bang seine Rolle im deutschen selbst synchronisiert.

Das Fazit

The Square hat viel gewollt und es dann aber mit den künstlerischen Ambitionen so übertrieben, dass sie vom eigentlichen Ziel abgekommen sind. Man weiß zwar, was der Film einem sagen will, aber die Umsetzung lässt trotzdem stark zu wünschen übrig. Dafür gibt es 03 von 10 möglichen Punkten.

The Square lief ursprünglich ab dem 19.10.2017 in den deutschen Kinos.

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Cinemathek: The Big Sick

Ein Vorwort

Herzlich Willkommen in der Cinemathek, heute mit The Big Sick.
In romantischen Komödien wird immer wieder versucht eine möglichst reale und doch zuckersüße Liebesgeschichte zu erschaffen, in der die Protagonisten immer mit verschiedenen Schwierigkeiten zu kämpfen haben, ehe sie sich final finden. Doch bekanntlich schreibt ja das Leben die besten Geschichten. Das dachte sich wohl auch der amerikanische Komiker Kumail Nanjiani, der kurzerhand beschloss seine eigene Ge-schichte zu verfilmen. Nämlich die Geschichte, wie er seine eigene Frau kennenlernte. Damit auch die weibliche Rolle richtig dargestellt wird, hat Emily V. Gordon, die Frau von Nanjiani, ebenfalls am Drehbuch mitgeschrieben, dass auch gleich eine Nominierung als bestes Originaldrehbuch bei den diesjährigen Oscars erhielt und sich am Ende aber Get Out beugen musste.

Die Handlung

Kumail (Kumail Nanjiani) versucht in Chicago als Stand-up Comedian Fuß zu fassen und verdient sein Geld als Uber-Fahrer. Eines Abends lernt er Emily (Zoe Kazan) kennen. Beide verlieben sich und alles könnte so schön sein, wären da nicht Kumails pakistanische Eltern, die für Kumail nur eine arrangierte Ehe mit einer Muslimin akzeptieren. Und dann wird Emily auch noch sehr krank und Kumail steht auf einmal vor den Trümmern seines Lebens und lernt unter den ungünstigsten Umständen Emilys Eltern kennen.

Meine Meinung

The Big Sick ist einer dieser Filme, der bei den meisten komplett unter Radar läuft, da er kaum für sich warb. Hätte er nicht zumindest die eine Oscarnominierung für das beste Originaldrehbuch erhalten, so wäre der Film auch bei mir völlig untergegangen. Aber so war mir der Film zumindest ein Begriff, als er dem aktuellen Cinemathekprogramm erschien und so beschloss ich ihn mir anzusehen. Hätte ich dies nicht getan, hätte ich einen sehr süßen kleinen Film verpasst.
The Big Sick ist ein sehr ruhig erzählter Film, der keine allzu große Spannungskurve aufweist, aber dafür mit seinem ganz eigenen Charme überzeugen kann. Es wird sich ausreichend Zeit genommen, um alle Figuren vorzustellen und ihnen Gesicht und Charakter zu geben. Auch wenn Emily zwei Drittel des Films im künstlichen Koma liegt, bekommt sie genug Screentime, um ihre Handlungen nachvollziehbar zu machen.
Die Handlung selbst konzentriert sich auf Kumail und seine beiden Konflikte. Zum einen weiß er nicht, wie er seiner Familie sagen soll, dass er sich in eine Nicht-Muslimin verliebt hat, da diese ihn dann komplett verstoßen würde. Andererseits versucht er mit Emilys Eltern umzugehen, die ihre ganz eigenen Probleme mitschleppen und auch nicht sonderlich gut auf Kumail zu sprechen sind. Der Film verliert sich dabei ein bisschen in sich selbst und ist mit einer Lauflänge von 120 Minuten etwas überfordert. Eine Kürzung des Stoffes wäre angebracht gewesen.
Ansonsten entwickelt der Film so seinen ganz eigenen Charme und macht ihn dadurch sehenswert. Leider ist er aber als romantische Komödie von einem Comedian, was das Humorlevel angeht, sehr enttäuschend. Denn wirklich gelacht, habe ich an keiner Stelle. Kleine Schmunzler lagen mir öfter auf den Lippen, aber zu einem wirklichen Lachen hat es nicht gereicht. So verfehlt der Film leider auch irgendwo sein Genre. Wenn man sich nicht vorab auf eine Komödie einstellt, dann kann der Film durchaus wieder funktionieren.

Das Fazit

The Big Sick ist ein kleiner sehr charmanter Film, der durchaus eine Sichtung wert ist, aber leider doch mit mehreren Mängeln zu kämpfen hat. Dafür gibt es 06 von 10 möglichen Punkten.

The Big Sick lief ursprünglich ab dem 16.11.2017 in den deutschen Kinos.

Cinemathek: Die Lebenden reparieren

Ein Vorwort

Herzlich Willkommen in der Cinemathek, heute mit Die Lebenden reparieren. Organspende ist ein Thema, das bisher noch nicht wirklich Einzug in die Filmwelt erhalten hat. In der ein oder anderen Krankenhausserie wurde das Thema natürlich schon einmal verarbeitet, aber so wirklich tiefgründig diskutiert über das Für und Wider wurde auch dort nicht. Nun hat sich das Team um Regisseur Katell Quillévéré ebendiesem Thema noch einmal angenommen, herausgekommen ist der Film „Die Lebenden reparieren“.

Die Handlung

Simon (Gabin Verdet) ist ein lebenslustiger Junge, der jedoch nach einem Autounfall einen Hirntod erleidet. Nun ist Eile geboten, denn Simon ist ein guter Kandidat für eine Organspende. Und an einer ganz anderen Stelle in Frankreich wartet die Familienmutter Claire (Anne Dorval) dringend auf ein Spenderherz.

Meine Meinung

Die Lebenden reparieren ist ein sehr ruhig erzählter Film, der sehr atmosphärisch anfängt. Mit vielen langen Kamerafahrten lernen wir den lebenshungrigen Simon kennen, der gerne surft und frisch verliebt ist. Obwohl einem nach der Beschreibung des Films bereits klar ist, dass er sterben wird, nimmt sich der Film die Zeit, um ihn zumindest ein bisschen vorzustellen. Dann kommt es auch schon zu besagtem Unfall und die Ärzte müssen den Eltern erklären, dass ihr Sohn Hirntod ist und was das bedeutet. Dann kommt es schon zum entscheidenden Gespräch bezüglich der Organspende, da den Ärzten nur sehr wenig Zeit bleibt. Die Eltern sind natürlich aufgebracht und stürmen aus dem Krankenhaus. Hier verpasst der Film die Chance über Organspende wirklich zu diskutieren. Zumal die Eltern nur einen Tag später wiederkommen und die Unterschrift geben. Das war zu einfach und ging doch zu schnell.
Cut und Schnitt zu Claire. Ihr Herz macht nicht mehr lange mit und Claire freundet sich langsam mit dem Gedanken an bald zu sterben. Ihre beiden Söhne gehen mit dem Thema ganz unterschiedlich um. Auch hier nimmt sich der Film wieder Zeit und stellt den Charakter ausführlich vor. Wir lernen auch ihre Ärztin kennen. Und dann kommt letztendlich die entscheidende Nachricht. Es gibt ein Spenderherz. Claire fängt noch mit ein paar Argumenten an, möchte wissen, von wem das Herz kommt. Das darf natürlich alles nicht verraten werden, aber hier wird der Film das erste Mal wirklich menschlich. Das letzte Drittel des Films befasst sich dann rein mit der Transplantation. Und hier nimmt es der Film sehr genau – vielleicht sogar etwas zu genau – und zeigt auch die Operationen ausführlich. Das bedeutet, dass teilweise minutenlang nur von oben auf den Operationstisch gefilmt wird.
Die Lebenden reparieren hält sich stringent an die oben beschriebene Dreiteilung. Nach jedem Abschnitt gibt es einen harten Cut und das Thema wird geändert. Die ruhige Erzählweise und die Vorliebe für lange langsame Kamerafahren bleiben aber erhalten. Und so ist die Lebenden reparieren zwar ein sehr künstlerischer Film geworden, aber kratzt beim Thema Organspende nur an der Oberfläche. Keine Diskussion über das Für und Wider. Nur ein Statementfilm, über die Wichtigkeit von Organspende, was zumindest ein Anfang ist, aber bei weitem nicht das Resultat, dass man sich vom Film erhofft hat.

Das Fazit

Die Lebenden reparieren verpasst leider die Chance ausführlich über Organspende zu diskutieren und zeigt auf künstlerisch angehauchte Weise lediglich, wie es dazu kommt, dass wenn ein Mensch stirbt ein anderer gerettet werden kann. Für die verpasste Chance gibt es 06 von 10 möglichen Punkten.

Die Lebenden reparieren lief ursprünglich ab dem 07.12.2017 in den deutschen Kinos.

Rückblick auf das 1. Halbjahr 2018

Wie bereits in meinem Beitrag zu meinen kommenden Highlights erwähnt, rechne ich ja ein wenig anders das Jahr, so dass mein 1. Halbjahr zum 31.05. geendet hat. Nun möchte ich mit euch zurückblicken auf meine Highlights und Enttäuschungen im ersten halben Jahr. Ich versuche es ein bisschen zusammenzustauchen, da die ausführlichen Rückblicke wieder Ende des Jahres kommen.

Filme – auf großer Leinwand geschaut

Im ersten Halbjahr liefen 35 Kinofilme, die ich mir angeschaut habe und die nicht in der Cinemathek liefen (hierfür gibt es ja weiterhin die eigene Kategorie). Das ist für die geringe Auswahl in meinem Heimatkino eine gute Quote, vor allem weil viele gute und einige herausragende Filme dabei waren. Natürlich waren auch ein paar Enttäuschungen dabei, aber die sind doch sehr überschaubar. Hier nun meine 10 Enttäuschungen und meine 10 Highlights von Dezember 2017 bis Mai 2018.

Enttäuschungen

Platz 10: I feel pretty
Platz 9:   Alles Geld der Welt
Platz 8:   The Commuter
Platz 7:   Tomb Raider
Platz 6:   Rampage – Big meets bigger
Platz 5:   Pitch Perfect 3
Platz 4:   Der seidene Faden
Platz 3:   Downsizing
Platz 2:   Der Sex-Pakt
Platz 1:   Death Wish

Highlights

Platz 10: Die dunkelste Stunde
Platz 9:   Your name
Platz 8:   Jumanji 2 – Willkommen im Dschungel
Platz 7:   die kleine Hexe
Platz 6:   Dieses bescheuerte Herz
Platz 5:   Red Sparrow
Platz 4:   Black Panther
Platz 3:   Three billboards outside Ebbing, Missouri
Platz 2:   Avengers – Infinity War
Platz 1:   Die Verlegerin

Filme – auf großem Fernseher gesehen

Im ersten Halbjahr habe ich 14 Filme im „Homekino“ gesehen. Eigentlich waren es 25, aber ich lass die 17 Filme des Marvel Cinematic Universe mal zusammengefasst in ihren einzelnen Phasen. Ich habe viele altbekannte und heiß geliebte Filme gesehen, aber auch ein paar Neue entdeckt. Ein A hinter dem Filmnamen steht für altbekannt, das N demnach für Neuentdeckung

Platz 14: Scooby-Doo (A)
Platz 13: Der 100-jährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand (N)
Platz 12: Willkommen bei den Hartmanns (N)
Platz 11: Get Out (N)
Platz 10: Mudbound (N)
Platz 9:   Der Sinn des Lebens (N)
Platz 8:   MCU – Phase 1 (A)
Platz 7:   Deadpool (A)
Platz 6:   MCU – Phase 3 (A)
Platz 5:   MCU – Phase 2 (A)
Platz 4:   Leon, der Profi (N)
Platz 3:   Groupies bleiben nicht zum Frühstück (A)
Platz 2:   Where to invade next (N)
Platz 1:   Die Feuerzangenbowle (A)

Cinemathek

Platz 5: Die Geschichte der Liebe
Platz 4:  Aus dem Nichts
Platz 3: Die Lebenden reparieren
Platz 2: Logan Lucky
Platz 1: Call me by your name

Serien – ein kurzer Überblick

Serien werden in meinen Rückblicken immer ein bisschen Stiefmütterlich behandelt. Dabei habe ich im ersten Halbjahr schon wieder 23 Staffeln (ganz unterschiedlicher Länge, von vier bis 24 Folgen pro Staffel war alles dabei) gesehen. Da der ausführliche Rückblick hier auch wieder am Ende des Jahres kommt, möchte ich hier nur ein paar meiner Highlights erwähnen, die aber keinesfalls eine representative Liste darstellen und daher auch keine Nummerierung kriegen. Aber falls sich jemand für eine der Serien interessiert, weiß er nun, dass er mich darauf ansprechen kann 😉

  • Lucifer – Staffel 2
  • Star Trek – Discovery
  • The Crown – Staffel 2
  • The A-Team – Staffel 2
  • Grace und Frankie – Staffel 4
  • Violet Evergarden – Staffel 1
  • Sense 8 – Staffel 1&2

Bücher – meine Highlights

Auch im Buchbereich sind bereits 27 ausgelesene Exemplare dabei. Hiervon möchte ich euch meine Highlights präsentieren und nummeriere diese auch wieder durch.

Platz 10: Friedhof der Kuscheltiere – Stephen King
Platz 9:   Der Report der Magd – Margaret Adwood
Platz 8:   Die magischen Pforten der Anderwelt – Sandra Regnier
Platz 7:   Zwischen Meer und Sternen – Katie Kling
Platz 6:   Das Buch der Schurken – Martin Thomas Pesl
Platz 5:  Frühstück mit Kängurus – Bill Bryson
Platz 4:  Das fehlende Glied in der Kette – Agatha Christie
Platz 3:  Mary Poppins – Pamela L. Travers
Platz 2:  Nur noch ein einziges Mal – Colleen Hoover
Platz 1:  Es – Stephen King

Wie sah euer erstes Halbjahr aus? Welcher Film/Buch/Serie fehlt definitiv in meiner Liste? Ich bin immer offen für Empfehlungen!

 

Cinemathek: Call me by your name

Ein Vorwort

Willkommen in der Cinemathek, heute mit Call me by your name. Der Film war zwar dieses Jahr für mehrere Oscars nominiert – Bester Film, bester Hauptdarsteller (Timothee Chalamet), bester Filmsong (Mystery of Love) und bestes adapatiertes Drehbuch – wovon er aber nur einen (bestes adaptiertes Drehbuch) gewinnen konnte, obwohl ich bisher nur gutes über den Film gehört habe. Hält er, was er verspricht?

Die Handlung

Der 17-jährige Elio lebt mit seinen Eltern in Norditalien, hat aber US-amerikanische und französische Wurzeln. Jedes Jahr im Sommer holt Elios Vater, ein Archäologe, einen Studenten für 6 Wochen ins Haus, der ihm bei seinen Forschungen helfen soll. In diesem Jahr ist es Oliver. Zwischen Elio und Oliver ist schon bald eine Anspannung zu spüren.

Meine Meinung

Ich bin etwas zwiegespalten ins Kino gegangen. Zum einen hatte ich gehört, dass der Film unglaublich langsam erzählt werden soll, was mich bei den meisten Filmen eher stört. Auch konnte mich der Trailer absolut nicht ansprechen. Zum anderen hatte ich bisher nur Lobeshymnen auf den Film gehört. Also beschloss ich mich möglichst ohne jegliche Erwartungen einfach auf den Film einzulassen. Und er konnte mich absolut begeistern!
Call me by your name ist ein Film, der zwar unfassbar ruhig erzählt wird, aber dabei so viel Atmosphäre aufbaut, dass er einen komplett einlullt. Sehr schnell fühlt man sich selbst in einem viel zu heißen Sommer, um irgendetwas zu tun, und überlegt, welches schöne Buch man als nächstes lesen sollte. Ebenso wie Elio träumt man ein bisschen vor sich hin, während man die Ankunft von Oliver verfolgt. Das Armie Hammer einen sofort mit seiner Präsenz einnimmt, tut sein weiteres.
Während der ersten Hälfte des Films scheint auf dem ersten Blick relativ wenig zu passieren. Die Handlung plätschert ein wenig vor sich hin, erst nach und nach merkt man die kleinen versteckten Andeutungen. Doch mit der Zeit nimmt der Film an Fahrt auf und man erwacht aus der Trance, die der viel zu heiße Sommer in Norditalien bei einem hinterlassen hat.
Die Geschichte und Entwicklung zwischen Elio und Oliver, die sich mit der Zeit immer näher kommen, ist sehr subtil angedeutet und spielt mit der Leichtigkeit der Liebe und den damals noch schwierigen Verhältnissen. Hier profitiert der Film eindeutig davon, dass mit Timothee Chamalet und Armie Hammer zwei Schauspieler ausgesucht wurden, die die Stimmung des Films und die Intentionen ihrer Charaktere wirkungsvoll, aber doch subtil herüberbringen können.
Einer der größten Pluspunkte des Films – neben den bisher aufgezählten – ist aber auch der unglaublich authentische Soundtrack. Mystery of Love war nicht ohne Grund für den besten Filmsong nominiert. Denn der Soundtrack unterstützt noch einmal die sehr reduzierte Erzählweise, das Setting und das subtile Spielen der Darsteller und hüllt einen noch einmal zusätzlich in den Kokon des Films ein.

Das Fazit

Call me by your name ist ein Film, der gerade durch seine ruhige und subtile Erzählweise punkten kann. Mit gelungenem Soundtrack und gut gewählten Schauspielern rundet sich das Bild eines würdigen Oscarkandidaten. Dafür gibt es 08 von 10 möglichen Punkten.

Call me by your name lief ursprünglich ab dem 01.03.2018 in den deutschen Kinos.

Cinemathek: Aus dem Nichts

Willkommen in der Cinemathek, heute mit: Aus dem Nichts. Der Film lief ursprünglich ab dem 23.11.2017 in den deutschen Kinos.

Ein Vorwort

In den letzten Wochen erschien es immer wieder in den Nachrichten. Inzwischen sind es 26 Anschläge auf Moscheen innerhalb von acht Wochen. Kurdische Bekennervideos sind zwar aufgetaucht, doch so richtig weiß man noch nicht, wer und welche Gründe dahinter stecken. Damit bekommt Fatih Akins Film Aus dem Nichts erneut eine Aktualität, die man doch lieber im Bereich der Fiktion gesehen hätte. Der Film basiert jedoch eigentlich auf dem Nagelbomben-Attentat in Köln von 2004. Erst viele Jahre später (2011) konnte der Anschlag dem nationalsozialistischem Untergrund zugeordnet werden. Bei der Verleihung der Golden Globe Awards gewann der Film in der Kategorie des besten fremdsprachigen Films. Bei den Academy Awards schaffte er es zwar als deutscher Kandidat auf die Shortlist von neun Filmen, wurde aber letztendlich nicht nominiert.

Die Handlung

Katja Sekerci (Diane Kruger) ist glücklich verheiratet mit dem Kurden Nuri und liebt ihren kleinen Sohn Rocco. Als beide bei einem Nagelbomben-Attentat sterben, bricht für Katja die Welt zusammen. Nicht nur ermittelt ihr die Polizei in eine völlig falsche Richtung, auch muss sie sich letztendlich einem langen Prozess stellen, gegen zwei Tatverdächtige.

Meine Meinung

Aus dem Nichts, ist nicht nur brandaktuell, er geht auch ohne die realen Bezüge tief unter die Haut. Unterteilt in drei Teile beginnt er mit der Geschichte des Nagelbomben-Attentats. Hier treffen wir direkt auf eine Diane Kruger in Höchstform. Denn ihre Handlungen und Emotionen sind so verständlich dargestellt, nicht übertrieben und sehr berührend. Wir lernen hier eine verzweifelte Frau kennen, die nicht weiß, wie sie ohne ihre Familie weiterleben soll. Dem gegenüber stehen die Bemühungen der Polizei, die jedoch für Katja völlig unverständlich bleiben, da sie meint, die Mörder bereits gesehen zu haben. Hochemotional geht es auch um ihre Beziehung zu ihren Eltern und Nuris Eltern, die beide jeweils gegen die Ehe von Katha und Nuri waren.
Im zweiten Teil durchleben wir mit Katja die nervenaufreibende Gerichtsverhandlung gegen die beiden Tatverdächtigen. Hier treffen verschiedene Charakter aufeinander und auch das Hassobjekt des Films ist schnell gefunden. Obwohl sich in dieser Episode fast ausschließlich im Gerichtssaal abspielt, bleibt der Film spannend und unvorhersehbar. Über den dritten Teil mit dem Titel „Das Meer“ möchte ich an dieser Stelle nicht so viel sagen, da ich ansonsten ziemlich viel von der Spannung aus dem Film nehmen würde. Zu sagen ist lediglich, dass er ein bisschen abstrakter ist und sich zunächst nicht so richtig an das Muster der ersten beiden Teile halten will. So kommt man doch nicht so begeistert aus dem Film, wie es möglich gewesen wäre. Hier hätte man den Teil deutlich kürzen können.
Die ursprünglich aus Deutschland stammende, aber inzwischen Hollywood eroberte, Diane Kruger trägt den Film praktisch allein auf ihren Schultern. Ebenso wie Larraín 2016 seine Jackie Kennedy gespielt von Natalie Portman fast durchgehend in die Kamera blicken ließ, so hält auch Arkin an Kruger Gesicht fast pausenlos fest, um alle Emotionen vollständig einzufangen. Das gelingt ihm vor allem deswegen, weil Kruger eine herausragende Performance abliefert. Dagegen kommen die anderen Darsteller im Film leider nicht an und so scheint es immer wieder einen starken Qualitätsabfall zu geben.
Auch kann der Spannungsbogen zwar größtenteils gehalten werden, aber fällt im letzten Teil doch deutlich ab. Hier hat sich Arkin etwas überschätzt und so verlässt man das Kino wenig begeistert, obwohl zwei Drittel des Films durchaus zu überzeugen wussten.

Das Fazit

Weniger ist manchmal doch mehr. Mit einem deutlich kürzeren dritten Abschnitt des Films, hätten die starken ersten beiden Abschnitte mehr Gewicht gehabt. Auch schaffen die Schauspieler es nicht an Diane Kruger heranzureichen, was mitunter etwas störend wirkt, auch wenn Kruger den Film meisterhaft auf ihre Schultern hievt. Dafür gibt es 06 von 10 möglichen Punkten.

Cinemathek: Logan Lucky

Willkommen in der Cinemathek, heute mit Logan Lucky. Der Film lief ursprünglich ab dem 14.09.2017 in den deutschen Kinos.

Ein Vorwort

Vor ein paar Jahren konnte Regisseur Steven Soderbergh mit seinen Filmen Ocean’s Eleven/Twelve/Thirteen die Kinolandschaft überzeugen. Gut angezogene Männern bilden ein Team und rauben mit spektakulären Plänen Casinos in Las Vegas aus. Der bekannte Cast rund um Brad Pitt, George Clooney, Matt Damon und vielen mehr, tat sein übriges. Doch bereits danach faszinierte Regisseur Soderbergh ein ganz anderes Prinzip. Was wenn die Räuber keine Anzüge trugen, kein Geld hätten und über keine Technik verfügten. Und was wenn nicht die schillernde Stadt Las Vegas das Ziel wäre, sondern eine Rennstrecke mitten in den Südstaaten? Diese Vision setzte Soderbergh nun mit Logan Lucky um.

Die Handlung

Die Logan Familie scheint vom Pech verfolgt. So hat Jimmy Logan (Channing Tatum) ein zertrümmertes Knie, was ihn hinken lässt und dafür sorgt, dass er immer wieder seine Jobs verliert. Sein Bruder Clyde (Adam Driver) verlor im Krieg seinen einen Arm, was bei seinem Job als Barkeeper immer wieder für Spott sorgt. Nur Schwester Mellie (Riley Keough) scheint nicht betroffen zu sein. Als Jimmys Exfrau (Katie Holmes) droht mit seiner Tochter umzuziehen, beschließt er die NASCAR Rennstrecke auszurauben. Dafür brauchen die Logan Brüder die Hilfe von Joe Bang (Daniel Craig), der wegen mehrerer Raubüberfälle aktuell einsitzt.

Meine Meinung

Wie startet man einen großen Raub, wenn man eigentlich keine Ahnung davon hat, keine technische Ausrüstung und eigentlich die Familie auch von Pech verfolgt wird? Diesen Ansatz verfolgt Soderbergh in seinem neusten Film. Und man muss sagen, dass es verdammt gut funktioniert. Denn Logan Lucky ist ein Film geworden, der verdammt gut funktioniert, gerade weil er nicht versucht es allen Recht zu machen. Es gibt keinen hochkomplizierten und super gut durchdachten Plan, sondern einfach nur einen Plan. Es wird kein Team von Profis zusammengestellt, sondern ein Profi aus dem Gefängnis geholt, um ihnen zu helfen. Hinzu kommt, dass Logan Lucky kein Hochglanzfilm ist, sondern in den Südstaaten spielt und das Feeling auch gut aufgreift und dem Zuschauer nahe bringt. Es gibt keine gestelzten Dialoge, in denen Machtpositionen geklärt werden. Mit Dialogen wird sowieso ein wenig gespart. Dafür hat er so subtilen Witz – man denke nur an die Game of Thrones Buchdiskussion – das man mit einem guten Gefühl aus dem Kino geht und sich gut unterhalten fühlt, ohne ständig auf dem Boden liegen zu müssen vor Lachen. Er hat keinen allzuhohen Spannungsbogen, aber dafür einen ausreichend hohen, um mit den Charakteren mitzufiebern. Heißt im Endeffekt er hat eigentlich alles, was man bei einem „normalen“ Heist Movie bemängelt werden würde. Aber hier ist es goldrichtig eingesetzt und funktioniert damit sehr gut.
Einen Channing Tatum etwas verwarlost aussehen zu lassen, braucht schon ein gewisses Talent. Dafür schafft es Tatum noch einmal eine ganz andere Seite seines schauspielerischen Könnens zu beweisen, fernab von 21 Jump Street oder Magic Mike. Adam Driver hingegen scheint seine Rolle hier gefunden zu haben, denn als Clyde Logan passt er sehr gut – im Gegensatz zu seinem Kylo Ren. Auch Daniel Craig scheint sichtlich Spaß zu haben einmal nicht den steifen 007 zu spielen, sondern einfach ein bisschen verrückt sein zu dürfen.

Das Fazit

Logan Lucky versucht gar nicht erst ein gewisses Niveau zu erreichen und deswegen funktioniert der Film sehr gut. Er erzählt seine Geschichte, die in sich stimmig ist und fügt an ein paar Stellen subtilen Humor hinzu. Dafür gibt es 07 von 10 möglichen Punkten.