Frühling, Sommer, Herbst und Tod

Ein Vorwort

Ich bin ganz schön spät unter die Stephen King Leser gegangen. Dennoch versuche ich jedes Jahr mindestens ein Werk nachzuholen. Und der Winter eignet sich meiner Meinung nach dafür immer besonders gut. Dieses Mal fiel es mir schwer mich für eins zu entscheiden, also entschied ich mich diesmal für eine Kurzromansammlung. In Frühling, Sommer, Herbst und Tod findet man die Novellen „Pin up“ – besser bekannt unter dem Namen der Verfilmung „Die Verurteilten“ -, „Der Musterschüler“, „Die Leiche“ – besser bekannt unter dem Namen der Verfilmung „Stand by me“ – und „Atemübungen“.  Wie mir die einzelnen Geschichten gefallen haben, erzähle ich euch im heutigen Beitrag.

Pin up

Die Handlung: Andy Dufresne landet im Shawshank-Gefängnis, da er seine Frau ermordet haben soll. Obwohl er all die Zeit die Tat leugnet, muss er sich an den Alltag im Gefängnis gewöhnen.

Meine Meinung: Ich habe die Verurteilten bisher zwar nur einmal gesehen, aber dennoch hatte ich während der ganzen Geschichte die Stimme von Norman Freeman im Ohr. Das liegt daran, dass die Verfilmung sehr nah an der Geschichte ist und sie nur minimal ein bisschen ausbaut. Wem der Film gefallen hat, dem wird auch die Geschichte gefallen, wobei das Buch hier auch keinen Mehrwert – im Sinne von mehr/zusätzliche Informationen – bietet. Stephen King schafft es hier tatsächlich die Geschichte sehr auf den Punkt zu erzählen. Keine Szene ist unnötig, alles hat eine gute Länge, um spannend zu bleiben. Dabei ist es zugleich auch ein sehr spannender Einblick in ein Gefängnisleben. Denn King hat diesmal keine übernatürlichen Elemente eingebaut, aber dafür ist das Grauen im Gefängnisalltag selbst. Den Launen von Wärtern und Leitern ausgesetzt, aber vor allem auch den anderen Mitinsassen, da möchte man nicht tauschen.

Der Musterschüler

Die Handlung: Todd Bowden, 13 Jahre alt, ist wohl das, was man einen Musterschüler nennt. Bis er eines Tages an der Haustür von Mr. Denker klopft, einem ruhigen älteren Herr, und ihn als Kurt Dussander, einem Naziverbrecher, der sich absetzten konnte, identifiziert. Doch Todd ist gar nicht daran gelesen, Herrn Dussander auffliegen zu lassen, vielmehr möchte er die Informationen über die Konzentrationslager aus erster Hand erfahren.

Meine Meinung: Das ist wohl die Geschichte von Stephen King, mit der ich bisher am meisten Probleme hatte. Nicht nur widmet er sich hier einem sehr schwierigen Thema, auch die Umsetzung ist es, die mich stellenweise störte. Dabei beginnt die Geschichte ganz interessant, in dem King geschickt mit dem Opfer/Täter-Schema spielt. Stellenweise erwischt man sich, wie man mit einem Naziverbrecher Mitleid empfindet. Doch das dreht sich sehr schnell und das nachfolgende ist sehr heftig. Ich möchte hier nicht ins Detail gehen, aber bei einigen Sachen fragt man sich schon, ob es nötig war, so etwas aufzuschreiben. Aber auch abgesehen davon wird halt das spannende Ausgangsdilemma nicht wirklich weiter verfolgt, was sehr schade ist. Letztendlich möchte man zwar immer noch wissen, wie die Geschichte ausgeht, doch das Ende lässt einen dann auch etwas unbefriedigt zurück, was irgendwie nicht für die Geschichte spricht. Auf jeden Fall ließ mich die Geschichte voller Diskussionsbedarf zurück, weswegen es umso toller war, dass mein bester Freund daraufhin auch mal eben schnell die Novelle gelesen hat und wir dann darüber reden konnten.

Die Leiche

Die Handlung: Eine Gruppe von Jungen beschließen zu einer Leiche eines vom Zug überfahrenden Jungen zu wandern. Da sie zu Fuß unterwegs sind, brauchen sie zwei Tage. Unterwegs haben sie einige Erlebnisse. Vor allem geht es aber auch um ihr Umfeld und wie das geprägt hat.

Meine Meinung: Nach der Musterschüler bot die Leiche wieder ein bisschen Entspannung. Klar ist das Grundziel, nämlich zu einer Leiche zu wandern, nicht gerade leichte Kost, und auch die Gespräche der Jungen haben es zwischenzeitlich in sich, aber dennoch ist die Grundatmosphäre sehr entspannt. Es geht um Freundschaft, aber vor allem auch um die Einflüsse der Eltern. So plätschert die Geschichte eine ganze Weile vor sich hin. Es ist halt eine Geschichte, bei der man sich eher auf die Atmosphäre einlassen muss. Ein heißer Sommertag und eine Gruppe von Freunden, die losziehen, um ein Abenteuer zu erleben. Wobei hier ganz klar der Weg das Ziel ist. Man kann es am ehesten ein bisschen mit Es vergleichen, zumal es auch hier eine jüngere Freundesgruppe gibt und eine rivalisierende Ältere. Aber gleichzeitig hinkt der Vergleich auch  wieder, ist auch dies eine Geschichte ohne übernatürliche Komponente. Ich habe die Verfilmung bisher noch nicht gesehen, bin aber schon etwas gespannt, wie man die Handlung zu einem ganzen Film strecken kann. Vielleicht hol ich den einfach demnächst mal nach.

Atemtechnik

Die Handlung: David Atley wird von seinem Chef eingeladen, ihn in einen Herrenclub zu begleiten. Ihm kommt der Club zwar etwas seltsam vor, er wagt es aber nicht etwas zu hinterfragen. Kurz vor Weihnachten erzählt einer der Anwesenden eine Geschichte. In der geht es um eine schwangere Frau, die von ihrem Arzt Atemübungen gelehrt bekommt.

Meine Meinung: In der kürzesten Novelle des Buches steckt King gleich nochmal zwei Geschichten rein. Als Rahmenhandlung dient „Der Klub“, der von David Atley und dem Herrenclub erzählt. Unterbrochen wird dies von der erzählten Geschichte „Atemtechnik“, also einer Geschichte in einer Geschichte. Beides sind irgendwo auch ganz nette Geschichten und die Novelle lässt sich gut weglesen. Den größeren Sinn dahinter erschließt sich mir nicht, aber grundsätzlich muss so eine Geschichte für mich auch nicht immer eine Aussage haben. An sich waren beide auch spannend, man wollte bei beiden wissen, wie es weitergeht. Atemtechnik ist für mich auch abgeschlossen. Bei Der Klub habe ich noch offene Fragen. Er soll wohl in einer weiteren Kurzgeschichte (Im Morgengrauen heißt der Sammelband) erwähnt werden, ich bezweifel aber, ob man da wirklich mehr erfährt. Etwas schade, allerdings auch nicht weiter tragisch.

Das Fazit

Frühling, Sommer, Herbst und Tod ist ein Buch von Stephen King, dass wenig übernatürliches zu bieten hat. Auch die Horrorelemente sind kleiner aus gewöhnlich und eher menschlicher Natur. Die Geschichten sind sehr unterschiedlich, aber überwiegend gut. Lediglich der Musterschüler hat mich ziemlich abgeschreckt. Mit insgesamt 700 Seiten ist das Buch zwar immer noch dick, aber für kingsche Verhältnisse doch noch sehr dünn. Auf jeden Fall lohnt sich ein Blick, nicht nur für King Fans.

 

Werbung

Doctor Sleep – Kritik zu Buch & Film

Ein Vorwort

Eigentlich sollte es in dieser Kategorie ein bisschen mehr Vielfalt geben, als der dritte Beitrag über Stephen King, aber aus Doctor Sleep musste ich einfach eine Doppelkritik machen, weil ich das Buch letztes Jahr eigentlich nur in die Hand genommen habe, um es vor dem Kinostart gelesen zu haben. Dass ich den Film dann im Kino gar nicht sehen konnte, war ärgerlich, aber dafür gab es nun meine Heimkinopremiere. 

Die Handlung

Dan Torrance kennt der treue Leser noch aus Shining. Er hat die Ereignisse im Overlook-Hotel überlebt und erliegt Jahre später, wie einst sein Vater, dem Alkohol. Für einen Neuanfang zieht er in ein kleines Städtchen, wird trocken und bekommt schließlich einen Job als Pfleger in einem Hospiz. Dort macht er sich einen Namen als Doctor Sleep, weil er den Patienten in ihren letzten Minuten beisteht. Das er diese mit Hilfe seines Shinings besonders angenehm gestaltet, weiß außer ihm keiner. Er hat eine besondere Verbindung zu dem Mädchen Abra, das er noch nie gesehen hat. Sie können über ihr Shining kommunizieren. Von ihr erfährt er, dass es eine Gruppe von Wesen gibt, die sich selbst als Wahren Knoten bezeichnen, die sich vom Shining und der Angst von Kindern ernähren, da sie dadurch nicht sterben. Als der Wahre Knoten es nun auf Abra abgesehen hat, versucht Dan alles, um den Knoten entgültig aufzuhalten.

Meine Meinung zum Buch

Stephen King schreibt keine Mehrteiler und keine Fortsetzungen. So hieß es lange Zeit. Tatsächlich ist Doctor Sleep seine erste Fortsetzung. Die Geschichte, was aus dem kleinen Danny wurde, sollte einfach erzählt werden. Dabei stellt er wieder ein paar sehr ernste Beobachtungen an. Zum einen, dass Kinder mit Alkoholikern als Eltern oft ins gleiche Schema verfallen. King selbst kämpfte mit Alkohol und Drogen, weswegen er die Sitzungen der anonymen Alkoholiker im Buch auch sehr ausufernd beschreibt und die Grundsätze an vielen Stellen in die Geschichte einwebt. Zum anderen, dass das Shining bedrohlich sein kann. In diesem Fall durch den Wahren Knoten, die Kinder mit Shining suchen, quälen, töten und dann das Shining aufsaugen. Beide Beobachtungen führen zu einer logischen Schlussfolgerung, nämlich dieser Geschichte. Allerdings lebt sie hauptsächlich von Kings unfassbar gutem Erzählstil. Denn für das erzählte ist die Geschichte zu lang. Vieles hätte man weglassen können, dann wäre das Buch vielleicht ein bisschen spannender gewesen. Versteht mich nicht falsch, nach normalen Maßstäben war das Buch durchaus spannend. Wenn man es aber beispielsweise mit seinem direkten Vorfahren „Shining“ vergleicht, dann merkt man dem Buch die Längen an, da es einfach nicht die gleiche bedrohliche Stimmung schafft. Letztlich würde ich das Buch als Gut, aber nicht als Herausragend bezeichnen. King schafft es wieder auf die Charaktere und ihre Zwiespalte einzugehen und eine Fortsetzung zu schaffen, die sich von ihrem Vorgänger löst und gleichzeitig mit ihm verbunden bleibt. 

Meine Meinung zum Film

Mit Verfilmungen von Stephen King Werken ist es so eine Sache. Gerade seit dem Erfolg von dem Es-Remake sprießen sie wieder aus dem Boden. Friedhof der Kuscheltiere konnte an den Erfolg schon nicht anknüpfen. Doctor Sleep – oder Stephen Kings Doctor Sleeps Erwachen, wie der deutsche Verleih ihn nennt – hatte nun das Problem, das auch noch Stanley Kubricks Shining-Verfilmung irgendwo mit drin steckt. Während für viele dadurch wohl die Messlatte hoch gelegt wurde, war für mich eher das Problem, das Kubrick einige Änderungen vornahm, die nun zwangsläufig wieder mit aufgegriffen wurden. Um es kurz zu machen: Ich mag Kubricks Shining nicht. Ich gehe da ganz mit Stephen King mit, dass die Stimmung und der langsame Spannungsaufbau mit steigendem Wahnsinnslevel im Overlook-Hotel von Kubrick nicht eingefangen wurde, sondern viel zu plakativ dargestellt wurde. Für mich musste Doctor Sleep also eine Hürde mehr nehmen. 
Das vordergründigste Problem, das ich mit der Doctor Sleep Verfilmung habe, ist die Länge von 152 Minuten unter Streichung vieler interessanter Elemente. Das eine Verfilmung immer Elemente und Handlungsstränge aus einer Buchvorlage – gerade einer so umfangreichen, wie Kings – streichen muss, ist mir völlig bewusst. Aber wenn die Entscheidung nun so fiel, dann hätte der Film auch deutlich kürzer sein können. Denn die noch übrigen Elemente werden nun so langatmig erzählt, dass man bereits 90 Minuten sah und sich fragt, wann denn die eigentliche Handlung nun ansetzt. Hier wäre eine kompaktere Erzählung besser gewesen, oder wenn man die Länge hätte halten wollen, dann bitte mit mehr Inhalt. 
Das letztlich auch der finale Kampf stark vom Buch abweicht, ist dann wohl wieder Kubrick geschuldet, der einfach sein eigenes Ende schrieb und im Film daher ganz andere Möglichkeiten geschaffen wurden. Hier versucht der Film auch nochmal alles aus diesen Möglichkeiten auszuschöpfen, letztlich hat er den Zuschauer aber an diesem Punkt schon verloren, so dass der finale Kampf einen auch nicht mehr zurückbringt. 
Schauspielerisch ist der Film auf einem guten Niveau, vor allem Rebecca Ferguson merkt man ihren Spaß und ihren Enthusiasmus an ihrer Rolle deutlich an. Ewan McGregor spielt gewohnt solide, holt aus seiner Rolle aber auch nicht mehr raus. 

Das Fazit

Während das Buch sich wieder voll und ganz auf die Charaktere konzentriert und eine solide Handlung um diese baut und vor allem durch Kings Erzählstil lebt und spannend bleibt, verliert sich der Film in seiner Oberflächlichkeit. Durch die lange Lauflänge bei vergleichsweise wenig adaptiertem Inhalt kann der Film keine Spannung aufbauen.  Während das Buch wohl zu Kings schwächeren Erzählungen gehört, was aber dem ansonsten sehr hohem Niveau geschuldet ist, und trotzdem noch eine solide Leistung abliefert, ist die Verfilmung irgendwo knapp unterm Mittelmaß. 

The Green Mile – Buch & Film

Ein Vorwort

Das Stephen King Verfilmungen nicht immer funktionieren zeigte zuletzt das Friedhof der Kuscheltiere Remake. Das sie aber auch durchaus funktionieren können, dürften die Verurteilten bewiesen haben – auch wenn ich die Buchvorlage dazu bisher noch nicht gelesen habe. Nun kannte ich The Green Mile bereits als Film, aber noch nicht als Buch. Dies habe ich nun nachgeholt und will hier einmal beide Medien gegenüberstellen.

Die Handlung

Paul Edgecombe arbeitet im Gefängnisblock E von Cold Mountain, in dem sich der elektrische Stuhl befindet. 1932 kommt John Coffey in diesen Block. Er soll zwei Mädchen vergewaltigt und getötet haben. Doch von Anfang an kommt Paul die Sache komisch vor. Doch er hat größere Probleme. Etwa den bösartigen Wärter Percy Wetmore, der alle durch seine Beziehungen nach Washington in Schach hält. Oder auch Billy Wharton, den verrückten und bösartigen Insassen. Doch mit Coffeys Erscheinen passieren ein paar merkwürdige Sachen.

Meine Meinung zum Buch

Stephen King startete mit The Green Mile das Experiment einen Fortsetzungsroman zu schreiben. Und so ist das Buch in sechs Teile unterteilt, die ursprünglich nacheinander veröffentlicht wurden. So gibt es zwar immer noch einen roten Faden, der alles verbindet, dennoch stehen die Geschichten auch gut für sich. Dabei sind die Geschichten nicht chronologisch geordnet, dem Leser wird aber immer wieder vermittelt an welcher Stelle der Gesamthandlung man sich befindet.
King selbst schreibt in seinem Vorwort, dass er eigentlich gar keine Zeit hatte, um richtig für den Roman zu recherchieren und entschuldigt sich im Nachwort wegen ein paar historischer Ungenauigkeiten. Dennoch hat er wohl die Atmosphäre eines Todesblocks gut eingefangen. Die Abläufe, die Gedanken und auch die Insassen könnte es wohl wirklich so gegeben haben – außer vielleicht John Coffey.
Die Geschichte orientiert sich im Rahmen daran, dass Paul Edgecombe im hohen Alter seine Erinnerungen an eben jene Zeit nieder schreibt. So hat King immer wieder einen Anfang für die einzelnen Bücher. Die Geschichten unterscheiden sich in ihrer Spannung, lassen sich aber alle gut weglesen. Denn trotz der bedrückenden Stimmung eines Todestrakts, schafft King es interessante, wenn auch teilweise sehr bösartige, Charaktere zu schaffen und mit ihnen fantastische Geschichten zu kreieren.

Meine Meinung zum Film

Regisseur und Drehbuchautor Frank Darabont hatte bereits Kings Kurzgeschichte Die Verurteilten verfilmt. Fünf Jahre später widmete er sich seinem nächsten Projekt. Mit The Green Mile hatte er sich erneut ein King Werk, das in einem Gefängnisblock spielt, ausgesucht. Prominent besetzt mit Tom Hanks, der Paul Edgecombe spielt, hatte der Film also beste Voraussetzungen. Seine große Stärke ist es wohl, dass er sich eng an die Buchvorlage hält. Die größten Änderungen dürften sein, dass der Film die Bücher in der veröffentlichten Reihenfolge erzählt, aber so tut, als wären diese chronologisch erzählt. Auch große Teile der Geschichte um den alten Paul im Altenheim wurden weggelassen, z. B. den tyrannischen Pfleger Brad Dolan, der Pauls Erinnerungen an Percy Wetmore stärkt. Diese Änderungen verändern jedoch nicht den Charakter der Geschichte.
Mit 181 Minuten ist The Green Mile sehr lang geworden, dadurch konnte aber auch jede Geschichte auserzählt werden, ohne irgendetwas streichen zu müssen. Die Spannung wird trotzdem durchgehend hoch gehalten. Auch die weiteren Rollen sind gut besetzt. Selbst Szenen, die eigentlich nur mit der Gedankenwelt Pauls funktionieren dürften, werden durch kleine Ausschmückungen so umgesetzt, dass man auch ohne gelesene Buchvorlage alles versteht. So kriegt man durch den Film einen guten Überblick über die Geschichte. Richtig rund wird es allerdings trotzdem erst im Buch durch die erläuternden Gedanken.

Das Fazit

Egal, ob als Buch oder als Film, The Green Mile funktioniert durch seine fantastischen Geschichten in beiden Medien und vermittelt so einen Einblick in einen Todestrakt in den 1930er Jahren und spielt mit den Motiven von Gut und Böse.

Es – Kapitel 2

Ein Vorwort

Vor gut zwei Jahren lief der erste Teil des Es Remakes, basierend auf dem gleichnamigen Buch von Stephen King, in den Kinos. Es stellte sich ein weltweiter Erfolg ein, so dass nicht nur die Fortsetzung auf dem Fuße folgte, sondern auch andere Bücher Kings neu verfilmt werden, wie beispielsweise Friedhof der Kuscheltiere und Doctor Sleep. Während sich der erste Teil mit den Erfahrungen des Clubs der Verlierer 1989 in Derry befasst, spielt der zweite Teil nun 27 Jahre später und  befasst sich mit den Freunden im Erwachsenenalter.

Was bisher geschah

Seltsame Dinge geschehen in Derry. Ein unbekanntes Wesen schnappt sich Kinder. Unter anderem auch Georgie Denbrough. Sein großer Bruder Bill kommt über das Verschwinden Georgies nicht hinweg und nimmt sich vor nach ihm zu suchen. Zusammen mit seinen Freunden Stan, Richie und Eddie untersucht er die Abwasseranlage. Dort treffen sie auf Ben, der neu in der Stadt ist und vor dem Roudy Henry Bowers davonlief. Kurz darauf stoßen noch Mike und Beverly zu ihrer Gruppe. Sie alle haben unterschiedliche Erlebnisse mit Es, vor allem in Form des Clowns Pennywise gehabt. Nachdem sie es einmal geschafft haben zu schwächen, setzen sie zum finalen Schlag an. Vermeintlich schaffen sie es nach einem Kampf und versprechen sich, sich alle wieder in Derry zu sammeln, sollte Es jemals wiederkommen.

Die Handlung

27 Jahre nach den Geschenissen kehrt Es nach Derry zurück. Mike (Isaiah Mustafa), der einzige, der in Derry blieb, ruft alle seine alten Freunde an. Widerwillig steigen sie in ihre Autos und fahren nach Derry. Dort müssen sie anfangen sich zu erinnern, um in einem Ritual Es final zu besiegen.

Meine Meinung

Es – Kapitel 2 ist genau die Fortsetzung, die der erste Teil verdient hat. Da die Abschnitte über die Kindheit im Buch schon die spannenderen waren, hatte der Film also einen schwierigen Ausgangspunkt. Dabei gelingt es ihm gekonnt den Übergang zwischen dem Bekanntem und dem Neuen zu schaffen. Denn Dinge, die als Kind gruselig waren, sind es teilweise für Erwachsene immer noch, jedoch in einer anderen Form.
Die Änderungen am Buch, die im ersten Teil bereits teilweise nötig, in jedem Fall jedoch sinnvoll waren, werden hier weitergeführt und auch hier wird wieder einiges gekürzt und teilweise verändert. Auch hier sind die Änderungen so, dass es für den Filmzuschauer rund wird und für den Buchfan gut verkraftbar ist.
Am bemerkenswertesten dürfte das Casting sein, denn jeder Darsteller schafft es nicht nur seinen Charakter herausragend zu spielen, sondern bringt glaubhaft rüber, dass er/sie die Erwachsenenform der Kinderdarsteller ist. Dabei bestehen sogar optisch teilweise so große Ähnlichkeiten, dass szenenweise sogar im close-up von alt auf jung übergeblendet werden kann und es wie ein realer Alterungsprozess aussieht. Selbst ein Jay Ryan, der den erwachsenen Ben spielt, passt wie die Faust aufs Auge, obwohl Ben als Kinderdarsteller sehr dick war und nun schlank und trainiert ist.
Vom Horrorfaktor ist beim zweiten Teil zu sagen, dass er hier immer noch mit den Urängsten der Menschen spielt, dies im ersten Teil mit den Kindern aber deutlich gruseliger war. Zwar versucht auch Kapitel 2 eine gruselige Grundstimmung aufzubauen, lockert sie aber sogleich mit coolen Sprüchen und sorgt so für eine Abwechslung, die für Zuschauer mit geringerer Angstschwelle sehr gut funktioniert, dem passionierten Horrorfilmschauer jedoch zu lasch sein kann.
Kommen wir nun noch auf das große Finale zu sprechen. Während dieser Teil im Buch sehr von der Alkohol- und Drogenabhängigkeit Kings beeinflusst wurde, mussten zwangsläufig Änderungen im Film vorgenommen werden. Der Endkampf pendelt hin und her zwischen großem CGI Gewitter und vielen kleinen Einfällen, die noch einmal die Ängste der einzelnen aufgreift. So richtig kommt das Finale jedoch nicht in Fahrt und verheddert sich in zu vielen Einzelszenen. Hier wäre eine Kürzung und eine Konzentration auf den Hauptkampf wohl zielführender gewesen.

Das Fazit

Es – Kapitel 2 ist eine gelungene Fortsetzung und Umetzung des Buches von Stephen King. Lediglich am Ende will er ein wenig zu viel und er könnte für Horrorfilmfans zu lasch sein. Dafür gibt es 08 von 10 möglichen Punkten.

Es – Kapitel 2 läuft seit dem 05.09.2019 in den deutschen Kinos.

Friedhof der Kuscheltiere

Ein Vorwort

Nachdem 2017 der erste Teil der Neuverfilmung von „Es“ in den Kinos wunderbar funktioniert hat, scheint das Stephen King Fieber wieder ausgebrochen zu sein. Zumindest wurde kurz darauf der Dreh von einem ebenfalls sehr erfolgreichem Roman Kings bekanntgegeben. Witzigerweise war Friedhof der Kuscheltiere nach Es auch das zweite Buch, was ich vom Altmeister King gelesen habe. Ob der Film nun auf der Erfolgswelle von Es wirklich mitschwimmen kann, erfahrt ihr in meiner Kritik.

Die Handlung

Familie Creed zieht aus der Großstadt in den ruhigen Ort Ludlow, wo Vater Louis (Jason Clarke) einen Job im Universitätskrankenhaus erhalten hat. Nach Ankunft stellen sie zwei Sachen fest. Zum einen, dass zu ihrem Grundstück noch ein ziemlich großes Naturarsenal gehört, wo sich unter anderem ein Friedhof für verstorbene Haustiere befindet, und zum anderen, dass die Straße an der das Haus liegt sehr schnell von LKWs befahren wird. Eine große Gefahr für Kater Church.

Meine Meinung

Buchverfilmungen sind immer wieder ein Thema, an dem sich Buchfans und Filmfans zerstreiten. Nun ging es um einen Stephen King Roman, der immerhin gute 750 Seiten umfasst. Das erste Mal stutzig wurde man also bei der Spiellänge von 101 Minuten. Andererseits schreibt King auch sehr ausschweifend und wenn man sich auf das wesentliche konzentriert, könnte durchaus ein spannender Film entstehen. Zunächst bleibt der Film auch nah an der Vorlage und wenn er Änderungen vornimmt – und eine große ist dabei – dann ist das im Interesse des Films und auch die Buchfans können wohl gut damit leben. Allerdings endet die Handlung des Buches nach gut einer Stunde. Alles danach Kommende hat nichts mehr damit zu tun, sondern wird zu einem grotesken Zombiefilm weitergesponnen, der auch für Nicht-Buchvorlagen-Kenner absolut nicht mehr zu begreifen ist. Spätestens das ist auch die Stelle, wo man sich nur noch fragt: „Was ist das und kann das weg?“. Mit einem spannenden Thriller hat das nichts mehr gemeinsam.
Dabei fangen die Probleme schon viel früher an. Zum einen wird hier auf die Charakterisierung verzichtet. Gerade Nachbar Jud, eine große Sympathiefigur im Buch, verkommt zu einer kleinen Nebenrolle, die John Lithgow nicht zum Leben erwecken kann. So schleicht er ab und an ein wenig brummig durchs Bild ohne, dass man den größeren Zweck seiner Rolle erkennt. Auch Mutter Rachel Creed verkommt zu einem nervigen Nebencharakter, bei dem man sich fragt, wieso Louis sie nicht schon längst verlassen hat. Dass ihre Ängste und die Scheu vor dem Tod, mit einer Erfahrung aus ihrer Kindheit zu tun hat, wird zwar erwähnt, aber auch hier dienen gezeigte Rückblenden nur, um einen anderen Charakter wahrlich als Horrorfilm-Monster darzustellen, als wirklich auf die Entwicklung einzugehen, die diese Erfahrungen bewirkt haben.
So schafft es gerade einmal Jason Clarke als Louis Creed überhaupt ein wenig Sympathien auf sich zu ziehen, verliert diese aber auch am Ende wieder völlig, da seine Handlungen nicht sinnvoll erklärt werden. Hier haben sich die Regisseure Kevin Kölsch und Dennis Widmyer eindeutig zu sehr auf die Horrorelemente versucht zu konzentrieren und darüber vergessen sich um die Charaktere zu kümmern. Die wirklich düstere Stimmung kommt jedoch auch nicht auf, weil einzelne Handlungselemente zwar versucht wurden atmosphärisch darzustellen, diese aber zu lose in die Handlung eingebaut wurden, um wirklich im Zusammenhang verstanden zu werden.

Das Fazit

Friedhof der Kuscheltiere ist leider erneut eine Buchverfilmung, die sich zu sehr von der Vorlage wegentwickelt hat und dadurch vergessen hat seine Charaktere vorzustellen und auf ein logisches Ende zuzusteuern. So bleibt einem am Ende ein lachhafter Zombiefilm in Erinnerung, was der Vorlage nicht würdig ist. Dafür gibt es 04 von 10 möglichen Punkten.

Friedhof der Kuscheltiere läuft seit dem 04.04.2019 in den deutschen Kinos.

Shining

Ein Vorwort

Wenn das Wort Shining fällt, haben wohl viele Jack Nicholsons Gesicht, eine Axt und den Ausruf „Hier kommt Polly“ im Kopf. Meine erste Begegnung mit Shining war tatsächlich „Ready Player One“, wo in der Verfilmung die Charaktere bei einer Aufgabe in eben jenem Hotel landen und einzelne Szenen nacherleben. Den Film selbst habe ich nie gesehen. Damit sich das dann doch bald mal ändern kann, hatte ich mir vorgenommen das Buch von Horrormeister Stephen King zuvor zu lesen.

Die Handlung

Jack Torrance bekommt einen Job als Hausmeister des Overlook-Hotels. Zusammen mit seiner Frau Wendy und seinem Sohn Danny sollen sie alleine im Hotel überwintern, das voraussichtlich bereits ab Oktober komplett eingeschneit sein würde. Jack, der sein Alkoholproblem überwunden glaubte, wünschte sich einen Neuanfang und sah ihn in diesem Hotel. Sein Sohn Danny, der Träume hat, die manchmal Wirklichkeit werden, wird im Traum vor dem Hotel gewarnt. Und schon kurz nachdem die drei eingezogen sind, geschehen die ersten merkwürdigen Dinge. Vor allem Danny sieht Dinge, die nicht real sein können. Doch auch Jack zweifelt immer mehr an sich und seiner Wahrnehmung.

Meine Meinung

Stephen King sagte zur Verfilmung von Shining sinngemäß, dass er den Film überhaupt nicht leiden kann, weil man Jack Nicholson den Wahnsinn von Anfang an ansehe. Seine Intention sei aber eine andere gewesen. Eben deswegen war es mir wichtig das Buch zu lesen bevor ich den Film sehe. Also wurde es dieses Jahr meine erwählte Strandlektüre.
Stephen King ist meiner Ansicht nach weniger der Horrorautor, als der er immer groß angekündigt wird, sondern vielmehr ein ausschweifender Geschichtenerzähler. So auch diesmal wieder. Shining ist mein inzwischen fünftes Buch von King. Demnach war ich mir durchaus bewusst, dass King zunächst eine lange Einführungsphase braucht. Allein bis die Familie im Overlook-Hotel ankommt, wurden einige Seiten geschrieben. So erfährt man die Vorgeschichte der Familie inklusive der Probleme die Jack bei seinem alten Job hatte und seinem Alkoholproblem, Wendys schwierige Geschichte mit ihrer Mutter und Danny und sein „zweites Gesicht“. King schafft es auch hier wieder die Geschichten interessant zu erzählen, so dass man am Buch dran bleibt, ohne dass allzu viel geschehen ist. So bleibt allerdings auch der Rest des Buches. Nach und nach gibt es verschiedene übernatürliche Phänomene, die sich langsam aber sicher steigern und die Familie tyrannisieren. Dem ganzen spielt noch in die Karten, dass die Familie eingeschneit ist, also selbst wenn sie wollte nicht aus dem Hotel fliehen kann.
Neben den Hintergrundgeschichten der Familienmitglieder, bekommt auch das Hotel eine ganz eigene Hintergrundgeschichte. So erfährt man nach und nach, wer schon alles im Hotel gelebt hat und wer dort gestorben ist und – vermutlich – dadurch auch Einfluss auf die Erscheinungen hat. So sind es gar nicht so viele Phänomene, aber durch Kings ausschweifenden Erzählstil, wirkt es viel mehr.
Der einzige Haken am Buch ist das Ende. Denn nachdem es zum großen Finale kam, gibt es einen großen Sprung in die Zukunft und auch dieser Part wird sehr schnell abgearbeitet. Das passt nicht so richtig zum Rest des Buches und lässt den Leser auf den letzten Seiten ein wenig unbefriedigt zurück.

Ein paar Worte zum Film

Nachdem ich das Buch fertig gelesen hatte, habe ich mich nun doch einmal an Stanley Kubriks Verfilmung gewagt. Leider bin ich eher auf der Seite des Autors. Denn die Verfilmung erfasst nicht die richtige Grundstimmung, um sich dann langsam zu steigern. Stattdessen wirkt Jack Torrance (Jack Nicholson) von Anfang an ein wenig wahnsinnig, was wohl seinem Gesicht geschuldet ist (das sich sehr gut für wahnsinnige Rollen eignet). Auch die beschriebenen Phänomene werden sehr schnell abgearbeitet bzw. weggelassen. So kommt keine richtige Entwicklung zustande. Auch gibt es absolut keine Hintergrundgeschichten, um das Verhalten der Charaktere zu erklären, was ja gerade der wichtige Teil von Kings Erzählung war. So wirkt der ganze Film ein bisschen seelenlos. Auch die ganze gruselige Grundstimmung entsteht nur durch die (für die heutige Zeit stark übertriebene) Musik.

Das Fazit

Ein Klassiker von Mr. King, der seine Charaktere gründlich untersucht, um die Entwicklung zu erklären, die unweigerlich zum spannenden Finale führt.

Es

Ein Vorwort

Seit einiger Zeit schlich ich immer wieder um den von mir vorher nicht beachteten Meister des Horrors herum. Natürlich geht es um Stephen King. Nach den Sichtungen von The Green Mile und dem stark kritisierten Der dunkle Turm, überlegte ich, ob es nicht langsam an der Zeit wäre mich auch literarisch mit Mr. King auseinander zu setzen. So legte ich mir schließlich Friedhof der Kuscheltiere zu. Das Buch landete jedoch vorerst wieder auf meinem SuB (=Stapel ungelesener Bücher). Dann erschien Es in der Neuverfilmung in den deutschen Kinos. Obwohl ich eine Abneigung gegen Horrorclowns habe, ließ ich mich überreden. Wie Platz 7 in meinem Jahresrückblick belegt, konnte mich der Film dann durchaus begeistern. Kurzerhand ging ich die Buchhandlung meines Vertrauens und kaufte mir Es. Das zweitdickste Buch, das Stephen King jemals schrieb, mit 1534 Seiten. Ich begann im Oktober damit zu lesen und beendete es nun im Januar (weswegen meine Lesestatistiken in den Monaten etwas verfälscht sind…) Und ich bereue es nicht!

20180107_185938

Die Handlung

Derry ist eine Kleinstadt in Maine, in der alle 27 Jahre erstaunlich viele Morde passieren. Besonders hoch ist die Rate unter Kindern. Eine Gruppe von Kindern, die sich selbst Club der Looser nennen, kommen dahinter, dass ein böses Wesen dahinter zu stecken scheint. Sie nennen es Es, da sie keine andere Bezeichnung finden. Denn Es tritt zwar häufig als Pennywise der Clown auf, kann aber auch andere Gestalten annehmen und zeigt sich für jeden in einer anderen Horrorgestalt. So beschließen Bill, Ben, Beverly, Eddie, Stan, Richie und Mike Es zu jagen. 27 Jahre später erhalten sie alle Anrufe aus Derry. Es ist zurück. Wieder treffen sie sich, um Es ein für alle Mal den Garaus zu machen.

Meine Meinung

Es zu lesen war eigentlich eine Kurzschlussreaktion durch den Hype, den der Film auslöste. Eigentlich hätte mich nämlich die hohe Seitenanzahl nämlich durchaus abgeschreckt. Doch einmal begonnen zog mich das Buch in seinen Sog und ich musste immer wieder wissen, wie es weitergeht. Denn natürlich war mir einiges durch das Sehen des Films schon bekannt, aber ich stieß auch immer wieder auf Unterschiede zwischen Buch und Film. Auch waren die Abschnitte aus dem Erwachsenenteil für mich neu.
Das Buch teilt sich in zwei Zeitebenen, einmal den Kinderpart und einmal den Erwachsenenpart. Diese wurden in insgesamt fünf Abschnitte eingeteilt, wobei Abschnitt eins sich mit den Vorgeschichten der beiden Zeitebenen befasst, Abschnitt zwei sich um den Kinderpart kümmert, Abschnitt drei um den Erwachsenenpart, Abschnitt vier wieder mit dem Kinderpart und in Abschnitt fünf wechseln sich beide Zeitebenen immer wieder ab, da von beiden Zeitebenen das Finale erzählt wird. Die Aufteilung ist sehr sinnvoll, auch wenn sich Abschnitt zwei und drei mitunter doch ein bisschen ziehen. Dafür steigt ab Abschnitt vier die Spannung noch einmal deutlich an. Ab hier beginnt King auch die Kapitel mitten im Satz enden zu lassen, um den Satz im nächsten Kapitel fortzusetzen. Das hat den Effekt, dass das Kapitel nicht als Abschluss eines Abschnitts zu sehen ist und man einfach immer weiter liest. „Nur noch das eine Kapitel“, hat als Zeitbegrenzung definitiv nicht mehr funktioniert, weil man das neue Kapitel schon mit dem Beenden des Satzes wieder anfing.
Stephen King hat ein Hang dazu Szenen sehr ausführlich zu beschreiben. Das ist am Anfang etwas gewöhnungsbedürftig, und einige Szenen hätte man durchaus deutlich kürzen können. Dennoch führen sie letztendlich immer zu einem bestimmten Ziel. Die letzten 100 Seiten, geschrieben unter Alkohol- und Drogeneinfluss, sind zwar mitunter sehr abstrus und scheinen nicht so ganz zum sehr gut durchdachten Rest zu passen, gehören aber letztendlich trotzdem zur Geschichte dazu und bringen diese zum verdienten Ende.
Die Charaktere sind teilweise etwas überzeichnet, haben aber ihre Entwicklungen und scheinen doch immer aus dem Leben gegriffen. Dabei merkt man immer wieder, dass teilweise nicht Es das Böse ist, sondern teilweise immer auch in den verschiedenen Charakteren steckt. Denn Es ist doch größtenteils nur eine Metapher für Angst.

Das Fazit

Ich kann Es nur jedem empfehlen, der sich durch die Handlung angesprochen fühlt und sich nicht von der hohen Seitenanzahl abschrecken lässt. Kings Schreibart ist eine ganz eigene und er ist einfach ein Geschichtenerzähler, der in einer Geschichte immer wieder viele kleine erzählt. Trotz einiger Längen zwischendurch, bleibt das Buch durchgehend spannend. Ich werde defintiv noch mehr von Stephen King lesen!

Es

Am 28.09.2017 erschien eine neue Verfilmung des Stephen King Bestsellers Es in den deutschen Kinos.

Bill, Ben, Beverly, Richie, Eddie, Mike und Stan bezeichnen sich selbst als den Club der Looser. Sie werden von den Schlägern der Stadt regelmäßig verfolgt und gehänselt. Auch haben sie alle vor ganz bestimmten Sachen Angst. In einem schicksalhaften Sommer treffen sie alle auf ihre Ängste und dem alle 27 Jahre auftauchenden Horrorclown Pennywise.

1986 erschien Stephen Kings Werk „Es“ in deutscher Sprache. Schnell entwickelte es sich zu einem großen Erfolg. Zudem ist es Kings zweitlängstes Werk mit 1.536 Seiten in der deutschen Übersetzung. 1990 wurde es bereits in zwei Teilen verfilmt und brachte die Geschichte so auch einem lesefaulen Publikum näher. Doch Es taucht alle 27 Jahre wieder auf. So eroberte nun 2017 – 27 Jahre nach der ersten Verfilmung – ein Remake wieder die Kinoleinwände.
Auch das Remake wird wieder in zwei Teilen abgearbeitet und bearbeitet zunächst die Kindheit des Clubs der Looser und im zweiten Teil wird der Club dann erwachsen sein. Hier orientiert sich das Remake eher am Original, als am Buch, denn dort werden die beiden Zeitachsen immer wieder gewechselt. Sinnvoll scheint es jedoch, da so der Zuschauer die Kinder erst einmal ganz in Ruhe kennen lernen kann. Die Charakterisierung erfolgt nach ziemlichen Stereotypen, aber genau das ist wohl auch von King gewollt. So haben wir den Dicken, den Schwarzen, den Anführer, den Hypochonder, den Sprücheklopfer, den Juden und das Quotenmädchen. Zumindest wenn man Charaktere auf Eigenschaften wie Dick oder die Farbe der Haut oder die Religionszugehörigkeit reduzieren möchte. Auszeichnender sind jedoch die einzelnen Ängste und die Geschichten, die hinter den Kinder stehen. So zeichnet sich Bills Verhalten sehr durch die Wut und Trauer über den Verlust seines kleinen Bruders aus, der in jener schicksalhaften ersten Szene spurlos verschwindet. Erst nach und nach setzt sich das Bild zusammen, warum die Kinder vor bestimmten Dingen Angst haben. Leider ist es genau diese Angst, die Es anzieht und wiederholt in Form des Clowns Pennywise auftritt.
Mit gerade einmal 27 Jahren verkörpert Bill Skarsgård die Rolle des Pennywise. Dies ist entweder ein interessanter Zufall oder ein geschickter Schachzug im Bezug auf die alle 27 Jahre wiederkehrende Erscheinung von Es. Im Vergleich Tim Curry war 44 Jahre als er in der ersten Version den Clown Pennywise gab. Skarsgård spielt die Rolle unglaublich authentisch, so dass bei seinen Auftritten immer wieder ein Raunen durch den Kinosaal ging. Der plötzliche Wechsel zwischen den verschiedensten Emotionen gelingt ihm spielerisch. Die Darsteller des Clubs der Looser müssen sich jedoch nicht verstecken, auch sie spielen ihre Rollen allesamt gut, auch wenn ein paar das Minenspiel bereits besser spielen als andere.
Mit 135 Minuten hatte Es genug Zeit, um die wichtigsten Teile der literarischen Vorlage umzusetzen. Der Spannungsbogen wird konsequent gehalten. Kritikpunkt am Film ist jedoch, dass er sich im Horrorsegment ein wenig zu sehr auf sogenannte „Jump Scares“ stützt, also plötzliche Schockmomente, die zudem meist von der Musikuntermalung angekündigt wurden, dennoch immer wieder zu einem allgemeinem Zusammenzucken im Kino führte. Der „Coming-of-Age“-Part des Films ist dafür wesentlicher subtiler ausgearbeitet und bildet so einen schönen Kontrast zu den Horrorelementen. Grundsätzlich ist die Musikuntermaltung stets präsent und sehr passend gestaltet. Dennoch „spoilert“ sie praktisch Teile der Handlung.

Alles in allem bringt Es reales Grauen auf die Leinwand und lässt den Zuschauer nicht so schnell los. Bis auf die Umsetzung des Horrorelements macht der Film viel richtig und bekommt dafür 08 von 10 möglichen Punkten.